Neuwagen: Warum sie immer teurer werden
Neuwagen sind in den vergangenen fünf Jahren um bis zu 44 Prozent teurer geworden. Wo die Hersteller am meisten zulangen und welche Autos noch günstig sind.Preissteigerungen um fast die Hälfte in nur fünf Jahren: Bei den meisten Neuwagen gibt es aktuell nur den Weg nach oben, hat der ADAC berechnet. Das hat sich auch auf den Durchschnittspreis niedergeschlagen: Er kletterte von 44.908 Euro im Jahr 2017 auf 53.525 Euro im Juli 2022 – das ist ein Plus von 19 Prozent. Die Inflation lag laut dem Verkehrsclub in diesem Zeitraum allerdings bei nur acht Prozent. Besonders hoch waren die Steigerungen im vergangenen Jahr.Die Kleinen legten am meisten zuAm stärksten ging es in den unteren Klassen aufwärts: Kleinstwagen wurden um 44 Prozent teurer, Kleinwagen um 30 Prozent und Autos der unteren Mittelklasse immerhin um 21 Prozent. Audi hat laut ADAC in nur eineinhalb Jahren seine Preise viermal erhöht. Aber woran liegt das?Drei Gründe für die PreissteigerungenEine Erklärung: Autos müssen auch aus Sicherheitsgründen immer mehr Assistenzsysteme mit an Bord haben – und zwar in Serie. Während teurere Modelle diese Systeme häufig schon seit einigen Jahren immer dabei haben, war das bei Kleinwagen oft nicht der Fall – oder sie kosteten Aufpreis. Werden sie Pflicht, steigt auch der Basispreis.Zweite Erklärung: Lieferschwierigkeiten, der Halbleitermangel und gestiegene Einkaufspreise. Die Autohersteller bauen weniger Autos, ziehen ihre Preise an, um ihre Gewinne aufrechtzuerhalten.Dritte Erklärung: Außerdem konzentrieren sich die Konzerne auf Modelle, die größere Gewinnmargen versprechen – zulasten günstiger Basisvarianten: Vor einem Jahr gab es den Golf mit 90 PS für 20.700 Euro, jetzt geht es mit 130 PS für 29.560 Euro los. Der Fiat Tipo mit 100 PS kostete im Mai 2021 noch ab 17.490 Euro, mittlerweile ist er nur noch als 130-PS-Hybridversion zum Grundpreis von 28.490 Euro erhältlich.Volkswagen vermeldete im ersten Quartal 2022 übrigens eine Verdoppelung seiner Gewinne – die Preissteigerungen dienen anscheinend nicht nur zum Ausgleich von anderen Verlusten, sondern bringen auch mehr Profit.E-Autos besonders teuerAuch bei E-Autos langen manche Hersteller zu: Renault verlangt für seinen Kleinstwagen Twingo in der Elektrovariante doppelt so viel wie für den Twingo mit Verbrennungsmotor. Im höheren Preissegment stieg der Preis für den elektrischen Ford Mustang Mach-E innerhalb eines Jahres um rund 10.000 Euro – bei unveränderter Ausstattung von 46.900 Euro auf 56.500 Euro. Jetzt wurde eine weitere Preissteigerung angekündigt, künftig sind mindestens 62.900 Euro fällig. Der ADAC vermutet, dass die Hersteller die staatliche Förderung von Anfang an einpreisen und entsprechend die Preise um diese Summe höher setzen, um mehr Geld zu verdienen.Diese Autos sind noch günstigTrotz der Preissteigerungen gibt es noch neue Autos für unter 15.000, eines sogar für weniger als 10.000 Euro:Dacia Sandero: ab 9.600 EuroHyundai i10: ab 11.410 EuroMitsubishi Space Star: ab 12.380 EuroFiat Panda: ab 13.490 EuroKia Picanto: ab 13.690 EuroHohe Preise: So können Sie trotzdem sparenNicht nur der Neuwagenmarkt ist überhitzt, auch der Gebrauchtwagenmarkt wartet mit hohen Preisen auf. Das Angebot ist gering, 474.879 Gebrauchtwagen wechselten laut KBA im August den Besitzer – seit Jahresbeginn in Summe 3.806.930 Fahrzeuge. Das sind 16,6 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum im vergangenen Jahr. Entsprechend können Sie den Autokauf noch etwas aufschieben oder, falls das nicht möglich ist, zu einem Auto-Abo oder einem Kurzzeitleasing greifen, rät der ADAC.Alternativ sollten Sie überlegen, beim Autokauf, ob neu oder gebraucht, Kompromisse bei Farbe, Motorisierung, Ausstattung oder gleich dem Modell machen. Vorführwagen oder Re-Importe können ebenfalls eine Option sein.