Oldtimer über Winter einlagern: Diese Fehler müssen Sie vermeiden
Die dunkle Jahreszeit ist da. Zeit für viele Oldtimer-Freunde und Cabriofahrer, ihr Auto in den Winterschlaf zu schicken. Zehn Tipps, wie das gelingt. Viele Fans des gepflegten Bleches gönnen ihren automobilen Schätzen im Herbst und Winter eine Auszeit – schließlich setzen Temperaturen, Feuchtigkeit und Streumittel den häufig weniger konservierten Fahrzeugen stark zu. Bevor es ans Einwintern geht, sollten Sie noch einmal richtig Gas geben. Denn einfach die kurze Strecke in die Garage zu fahren und den Motor abzustellen, kann unliebsame Folgen haben: Wer seinen Oldtimer oder Youngtimer mit kaltem Motor parkt, riskiert Korrosion in den Tiefen der Technik. Der Grund: Bei der Verbrennung von Benzin bildet sich auch Wasser. Deshalb sollten Sie das Auto noch einmal auf Betriebstemperatur bringen, damit das Wasser an Zylindern und Kolbenringen, in der Auspuffanlage und – bei Katalysator-Fahrzeugen – in der Lambdasonde verdampft. Bremsen Sie dabei ruhig kräftig, damit die Bremsen noch einmal warm werden. Wenn das Auto also einmal warmgefahren ist, haben der Auto Club Europa (ACE) und des Fahrzeugaufbereitungsexperte Dieter Thiel diese zehn wichtigen Tipps zum erfolgreichen Einlagern: 1. Überwintern draußen Nutzen Sie keine Folie zum Abdecken des Autos, darunter können sich Schmutz und Feuchtigkeit sammeln. Das führt im schlimmsten Fall zu Kratzern beziehungsweise Korrosionsschäden und Schimmelbildung. Greifen Sie stattdessen auf atmungsaktive, wasserabweisende, weiche Abdeckungen zurück. Man kann den Innenraum mit Tüchern vor UV-Licht schützen, um zu vermeiden, dass Kunststoffe, Stoffe und Leder ausbleichen, spröde und brüchig werden. 2. Überwintern drinnen Am wichtigsten ist das Raumklima: Achten Sie auf Trockenheit und Durchlüftung der Räumlichkeit. Das können zum Beispiel Hallen oder Scheunen sein. In Großstädten bieten zahlreiche Unternehmen Unterstellplätze an. Um Schimmel zu vermeiden, öffnen Sie die Seitenscheiben idealerweise bis zu zwei Zentimeter. Um den Innenraum trocken zu halten, können in einem Karton oder in einer Box im Auto platziertes Katzenstreu oder Raumentfeuchter gute Dienste leisten. 3. Lack Vor dem Abstellen ist eine gründliche Außenreinigung mit anschließender Trocknung angesagt. Verschmutzungen könnten ansonsten bei langer Standzeit Lackschäden verursachen. Beseitigen Sie dringend Steinschlagschäden, um Rost zu vermeiden. Anschließend versiegeln Sie den Lack mit Wachs. 4. Cabrio-Verdeck Zur Reinigung eignen sich Seifenwasser oder spezielle Verdeck-Reinigungsmittel. Anschließend ein Imprägniermittel nutzen. Pflegen Sie Scharniere und Schlösser mit Öl oder Fett. Die Dichtungen und andere Gummiteile halten Vaseline, Talkum oder Glykol geschmeidig. Am besten bleibt das Stoffverdeck in einer entspannten Position einen Spalt geöffnet. Wer ein Verdeck über längere Zeit zurückgeklappt lässt, riskiert Falten und brüchige Stellen. 5. Innenreinigung Säubern Sie insbesondere Lenkrad, Schalthebel und Gurte mit Seifenlauge, um Schimmel zu vermeiden. Saugen Sie Textilien, Teppichböden und Kofferraum ab, nutzen Sie gegebenenfalls Teppichschaum. Entfernen Sie Gummifußmatten, damit sich darunter keine Feuchtigkeit sammelt. Leder kann mit spezieller Lederpflege wie Sattlerseife oder mit stark verdünnter Essigessenz (Vorsicht: intensiver Geruch) gereinigt werden. Es bleibt geschmeidig, wenn Sie Lederfett nutzen. Wichtig: Alles, was man nass gemacht hat, muss auch wieder getrocknet werden. 6. Batterie Die Batterie wird abgeklemmt, um einen Fahrzeugbrand und ein schnelles Entladen zu vermeiden. Da sich auch eine abgeklemmte Batterie mit der Zeit entlädt, kann ein Ladungserhaltungsgerät zum Einsatz kommen. Dieses entlädt und lädt die Batterie regelmäßig und verlängert so deren Lebensdauer. Wer keines hat, sollte die Batterie alle zwei bis drei Monate mit einem Ladegerät nachladen. 7. Schutz vor Frost Prüfen Sie den Frostschutz der Kühlflüssigkeit und füllen Sie gegebenenfalls Frostschutzmittel nach. Die Scheibenwaschanlage lässt sich durch einen Winterzusatz schützen. Betätigen Sie die Waschanlage nach dem Einfüllen, damit auch Wischwasserpumpen und -schläuche vor Frost geschützt sind. 8. Tanken Um Rost zu vermeiden, tanken Sie Kraftstoff- und Ölbehälter aus Metall voll, um Rost zu vermeiden. Kunststofftanks sollten Sie ebenso volltanken, damit Bakterien wenig Sauerstoff vorfinden. Bei einer Standzeit von mehr als vier Monaten verwenden Sie am besten einen Kraftstoffstabilisator. Öl, das nicht mehr bernsteinfarben ist, wechseln Sie am besten. Wer sich sicher ist, es nicht zu vergessen, kann es auch im Frühjahr wechseln, um mit frischem Öl in die Saison zu starten. 9. Räder und Reifen Reinigen Sie Radkästen, den Unterboden sowie die Räder und lassen Sie alles gut trocknen. Vorsicht beim Einsatz eines Hochdruckreinigers: Halten Sie mindestens einen halben Meter Abstand. Erhöhen Sie den Luftdruck der Reifen vor längeren Standzeiten auf den maximal zulässigen Druck, um Standplatten zu vermeiden. Tipp: Bringen Sie eine Notiz im Cockpit an, damit Sie nicht vergessen, den Druck vor der ersten Ausfahrt im Frühjahr wieder auf den vom Hersteller vorgegebenen Wert abzulassen. Wenn möglich, bocken Sie das Auto auf, um Räder und Fahrwerksteile zu entlasten. Andernfalls schieben Sie das Fahrzeug während der Winterpause ein paar Mal vor- und zurück, um Reifen und Radlager zu schonen. Markieren Sie die jeweilige Position mit Kreide, um jedes Mal eine andere Stelle des Reifens zu entlasten. Wichtig: Die Reifen sollten etwas Kontakt mit dem Boden haben, damit Federn und Dämpfer noch leicht belastet werden – das ist vor allem bei Autos mit moderneren Fahrwerken wichtig, bei den Blattfedern eines Veteranen weniger. 10. Unterboden und Handbremse Vor allem bei älteren Baujahren sollten Sie auf einer Hebebühne den Unterbodenschutz kontrollieren und gegebenenfalls ausbessern. Roststellen abschleifen, neu grundieren und versiegeln. Falls es gefahrlos möglich ist, ziehen Sie die Handbremse nach dem finalen Abstellen nicht an. So vermeiden Sie ein Festgehen der Bremse. Mit dem Oldtimer im Winter fahren: Das ist wichtig Wer glaubt, er tue seinem Auto etwas Gutes, indem er den Motor von Zeit zu Zeit kurz anwirft, um Kolben und Zylinder zu schmieren, oder zu prüfen, ob die Maschine überhaupt anspringt, der liegt falsch: Denn gleich bei der ersten Umdrehung bildet sich Kondenswasser, das Rost begünstigt. Besser ist, gleich eine Ausfahrt zu machen. Doch für die Unterbrechung der Winterpause gibt es Regeln: Der Motor muss im Leerlauf bei gezogener Handbremse gestartet werden, weil sich die Kupplung festsetzen kann. Wintertaugliche Reifen sind natürlich Pflicht. Und auch wenn man an einem trockenen Tag unterwegs ist, sollte man die Lackpflege und die Rostvorsorge ernst nehmen und vor allem die Hohlräume gut versiegelt haben. Weil Streusalz Feuchtigkeit anzieht, drohen ansonsten selbst nach der sonnigsten Winterausfahrt Rostschäden.