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Quad-Unfälle: Warum sie so gefährlich sind

Wieder ein Quad-Unfall, wieder ein Getöteter: Die beliebten Freizeit-Fahrzeuge haben einige Tücken. Was Experten zum Risiko sagen. Ein sechs Jahre alter Junge ist in Niederbayern bei einer Fahrt mit seinem Vater auf einem Quad gestürzt und später im Krankenhaus gestorben. Immer wieder kommt es zu schweren Quad-Unfällen. Aber was genau macht diese Fahrzeuge so gefährlich? Statistik beweist hohes Unfallrisiko Quads lassen sich unheimlich dynamisch bewegen – sie können für Fahrer aber auch gefährlich werden. Das Problem: Das Risiko, bei einem Unfall schwer verletzt oder sogar getötet zu werden, ist bei einem Quad zehnmal höher als beim Auto. Das Unfallrisiko je gefahrenem Kilometer ist doppelt so hoch wie beim Auto. Das ergab eine Studie der Unfallforschung der Versicherer in Berlin 2013 – seitdem hat sich die Lage nicht geändert. Allerdings sind die Spaßmobile eher nicht auf Langstrecken im Einsatz. Ursprünglich wurden die vierrädrigen Fahrzeuge fürs Gelände und als Arbeitsgerät konzipiert. Wer damit auf der Straße fahren will, sollte sich auf einige Eigenheiten einstellen. Was genau ist ein Quad? Die Bezeichnung Quad ist laut ADAC vom englischen Wort Quadruplet ("Vierling") abgeleitet. Manchmal wird auch die Bezeichnung ATV ("All Terrain Vehicle") verwendet. Das sind oft eher Arbeitsgeräte mit Allradantrieb – etwa für den Forstbetrieb. Die zweispurigen Fahrzeuge sehen ein wenig aus wie zwei nebeneinander montierte Geländemotorräder. Allerdings sitzt der Fahrer aufrecht in der Mitte und die relativ kleinen Räder haben oft ballonartige Stollenreifen. Modelle mit schwächeren Motoren lassen sich bereits mit der Führerscheinklasse AM ab 16 Jahren fahren. Quads gelten aber nicht als Motorrad – obwohl viele ihrer Bedienelemente wie etwa Lenker, Fußschaltung und Handbremshebel das vermuten lassen könnten. Für stärkere Quads und ATVs ist die Klasse B (alte Klasse 3) und ein Mindestalter von 18 Jahren nötig. Weder wie ein Auto noch wie ein Motorrad Quads fahren sich also nicht wie Autos oder Motorräder. Und genau das ist die Schwierigkeit, wenn man selten ein Quad bewegt. Durch ihre hohe Bodenfreiheit haben Quads auch einen hohen Schwerpunkt. Zusammen mit der oft eher schmalen Spur neigen sie in Kurven eher zum Kippen als andere Fahrzeuge. Als Fahrer ist es wichtig, dort mitzuarbeiten: Der Oberkörper wird in die Kurveninnenseite bewegt. Das sind Umsteiger vom Auto nicht gewöhnt. Alle vier Räder sollten am Boden bleiben. Und es muss recht eindeutig eingelenkt werden: Ein Lenkimpuls wie beim Motorrad genügt nicht. Außerdem darf man auch nicht in Schräglage in die Kurve gehen. Daher ist der Umstieg von Motorrad und Auto gar nicht so einfach. Einige Tücken beim Fahren Hinzu kommt: Günstige Quads haben meist kein Differential an der Hinterachse, das die Räder in Kurven unterschiedlich schnell drehen lässt. Vereinfacht ausgedrückt ergibt das eine sehr verkantete Fahrweise mit starker Neigung zur Geradeausfahrt beim Gas geben. Zudem tragen die grobstolligen, ballonartigen Reifen zu einem indirekten Lenkverhalten bei. So werden die Lenkbewegungen etwas zeitverzögert umgesetzt – dann aber mit Vehemenz. Besser nicht spontan im Urlaub drauflosfahren Speziell Kurvenfahrten brauchen also viel Übung, um sie sicher meistern zu können. Das gilt ganz besonders für rutschige Fahrbahnen wie etwa bei Nässe. Experten raten deshalb zu regelmäßigen Fahrsicherheitstrainings für Quads, etwa bei einem Automobilclub. Der ADAC empfiehlt, sich mindestens einen Tag auf abgesperrtem Terrain Zeit zu nehmen, um sich mit der speziellen Fahrweise und der Technik vertraut zu machen, bevor man am Straßenverkehr teilnimmt. Von einer ersten Fahrt direkt im Straßenverkehr – zum Beispiel spontan im Urlaub – raten Experten ab. Einige Quads genügen auch hohen Sicherheitsansprüchen Viele Markenhersteller haben mittlerweile auf die fahrphysikalischen Besonderheiten reagiert. Sie bieten Quads etwa mit Assistenten wie ABS, breiterer Spur, Differential und niedrigerem Schwerpunkt an. Wer im Internet sucht, kann solche Modelle meist zu Preisen im mittleren und oberen vierstelligen Bereich finden. Die Einstiegspreise für sehr einfache Modelle beginnen hingegen schon im niedrigen vierstelligen Bereich, die Gebrauchtpreise liegen sogar weit darunter. Quads mit mehr als 50 Kubikzentimetern Hubraum und einem Höchsttempo von mehr als 45 km/h müssen zugelassen werden und ein amtliches Kennzeichen bekommen. Bei leistungsschwächeren Modellen genügt ein Versicherungskennzeichen für Mopeds aus. Kosten für Sicherheit im Blick behalten Die günstigen Preise zusammen mit relativ geringen Unterhaltskosten können Quads besonders für junge Menschen auf dem Land interessant machen, um etwa zur Ausbildungsstelle zu pendeln. Allerdings sollte man stets auch die Kosten für Fahrsicherheitstrainings, Versicherung und vor allem für eine gute Schutzausrüstung im Blick halten. Ein Helm ist Pflicht, ratsam ist aber eine umfassende Sicherheitsbekleidung mit Protektoren, Motorradstiefeln und Handschuhen.