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Chris Töpperwien: "Dann setzt keine Kinder in die Welt"

Vom Wurstverkäufer zur Supernanny: Chris Töpperwien alias der Currywurstmann brüllt in sein Handy und vergisst sich dabei selbst. Vom Leben und leben lassen.Eine Kolumne von Janna HalbrothKennen Sie den Currywurstmann? Nein? Dann kläre ich Sie mal kurz auf. Der Currywurstmann heißt eigentlich Chris Töpperwien und wurde durch die Doku-Soap "Goodbye Deutschland" bekannt. Die Vox-Kameras zeigten, wie der Kölner als Auswanderer in den USA mit einem Currywurst-Truck irgendwie vom No-Name zum Curryking mutieren wollte. Doch Töpperwien soll es wohl mit Zahlen und Vereinbarungen nicht so ernst genommen haben und mittlerweile gar keine Currywurst-Trucks mehr besitzen. Aber das interessiert uns sowieso gar nicht so sehr. Denn der Mann, der stets eine getönte Brille trägt, um dahinter seine müden Augen oder aber vielleicht auch eine X-Man-artige Mutation zu verstecken, hat sich ohnehin längst ein zweites Standbein aufgebaut, das da wäre: Trash-TV."Sommerhaus der Stars", "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus" oder auch "Promis unter Palmen" zählen zur Vita des Auswanderers. Apropos, warum hat der Rheinländer seine Heimat überhaupt gegen die Weiten Amerikas ausgetauscht? Er hatte "eigentlich ein schönes Leben", sagte er mal in einem "Express"-Interview. Er habe "ein Haus, zwei Hunde, eine Firma und Autos" gehabt. Was ihn in Deutschland aber störte: die "depressiven Leute. Die Positivität hat mir gefehlt." Und etwas von dieser "Positivität" schickt uns der Selfmade-Curryman jetzt ins traurige und missmutige Deutschland. Aus seinem Auto heraus sendet er uns Zurückgebliebenen regelmäßig wutentbrannte Videos, in denen er sich über irgendetwas tierisch aufregt und dies dann schreiend und schäumend wie ein Büffel in der Paarungszeit kundtut. Da gab es kürzlich zum Beispiel einen Ausraster von Töpperwien, der hatte es in sich. Der Currywurstmann hatte sich nämlich vermehrt, ist nun Vater eines Sohnes. Noch bevor sein Kind zur Welt kam, zeigte er seinen Followerinnen und Followern auf Instagram voller Vorfreude das Kinderzimmer, und das gefiel einigen gar nicht. Es gab da nämlich wohl einen Spiegel, der nicht fachgemäß angebracht war und der möglicherweise das Kindeswohl gefährden könnte. "Ihr da draußen, ihr seid die Mütterpolizei, ihr wisst alles besser", regte sich Töpperwien auf. Das will niemandEr hat ja recht: Ungefragte Erziehungstipps will wirklich niemand. Die kann man sich sparen, so wie Currywürste von Promis mit getönten Brillen. Vor allem, wenn man die betreffenden Personen und die Hintergründe gar nicht kennt. Bei dem kleinen Ausschnitt, den die Internetnutzer zu sehen bekamen, konnten sie schließlich nicht wissen, dass Töpperwien natürlich den Spiegel noch fachgemäß an die Wand bringen würde, bevor er sein Kind in jenem Zimmer spielen ließe.Also vielleicht einfach mal die Klappe halten und die arme Currywurst in Ruhe lassen. Töpperwien rennt ja auch nicht herum und macht wildfremden Vätern Vorwürfe, wie sie gefälligst ihr Kind richtig zu erziehen haben, oder schreibt ihnen vor, was gut und was schlecht für den Nachwuchs sein könnte. Ach, Moment mal. Doch, genau das macht der Curryknacker.Das jüngste Aufregervideo der menschgewordenen Currywurst befasst sich nämlich mit einem Mann, den Töpperwien in einem Einkaufszentrum beobachtet hat, zwar nur für einige Minuten, es gab kein Gespräch, kein Hintergrundwissen, gar nichts. Aber egal. Der Fremde habe, seiner Interpretation nach, in Ruhe essen wollen und deswegen den eineinhalb-jährigen Sohn vor einem Tablet geparkt. Ob das Kind wirklich eineinhalb gewesen ist, das vermutet Töpperwien nur, aber da er ja nun selbst im Elternclub aufgenommen wurde, sind ihm über Nacht gewisse Superkräfte verliehen worden, die ihn einerseits befugen, ungefragte Ratschläge zu verteilen, und ihn andererseits zur allwissenden Supernanny machen. "Je kleiner die Röhre, desto kleiner das Gehirn"So regt sich Töpperwien eben Büffel-in-der-Paarungszeit-mäßig tierisch über den Einkaufszentrum-Vater auf: "Dann setzt doch keine Kinder in die Welt", fordert er. Man solle sich stattdessen eine Puppe oder sonst was anschaffen. Dass der Vater vielleicht 23 Stunden des Tages mit dem Kind gespielt hat, es betüdelt, geknuddelt, verwöhnt, erzogen, belehrt und geliebt hat – was zur Hölle spielt das wohl für eine Rolle? Für Töpperwien keine. Es sei einfach unverantwortlich von dem Vater, das Kind auf einen so kleinen Bildschirm starren zu lassen.Mal eine halbe Stunde "Sesamstraße", das sei kein Thema, hätten wir ja damals auch gemacht. Aber "je kleiner die Röhre, desto kleiner das Gehirn", so die Töpperwiensche These. Ob wohl ein Zusammenhang darin besteht, dass der Currywurstmann vom großen Fernseher nahezu verschwunden ist und seine "Positivität" nun nur noch durch ein klitzekleines Smartphone versprüht? Vielleicht sollte Chris Töpperwien den Spiegel, den er im Kinderzimmer seines Sohnes angebracht hat, ab und an auch mal selbst benutzen.