Schock in Nürnberg nach Unwetter: "Das haben wir noch nicht erlebt"
Ein Unwetter wütete in Nürnberg. Am nächsten Morgen noch sind die Auswirkungen gravierend. Der Verkehr ist eingeschränkt, Menschen ratlos und mancher Keller noch unter Wasser.Was sich hier am Abend zuvor für dramatische Szenen abgespielt haben, davon zeugen am Freitag Absperrgitter. Und ratlose Menschen davor, für die es am Freitagmorgen am Steinbühler Tunnel kein Durchkommen mehr gibt. Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn steht Wache – und den Menschen geduldig Rede und Antwort. "Aber ich muss nur kurz dadurch", erklärt eine Frau, die es eilig zu haben scheint. Der nette Bahnmitarbeiter schüttelt mit dem Kopf: keine Chance. Ein anderer Mann sucht einen Durchgang, findet keinen und dreht achselzuckend wieder um.Denn hinter der Absperrung wuselt es vor Aufräumarbeiten. Gelbe Lichter blinken. Es riecht trotz Sonnenschein nach Regen und nasser Straße. Die Sirene eines Krankenwagens im Hintergrund. SÖR-Mitarbeiter fahren in ihren großen Kehrfahrzeugen tüchtig umher. Experten der Bahn verschaffen sich einen Eindruck von der Lage.Ein paar Stunden zuvor noch stand hier alles meterhoch unter Wasser. Die Bilder dieser unglaublichen Szenerie gingen bundesweit durchs Netz, nachdem ein gewaltiges Unwetter einen Großteils Nürnbergs lahmgelegt hat. Dass niemand verletzt wurde, grenzt an ein Wunder. Autos schwammen im Wasser. Ob sich darin noch Menschen befanden, war zunächst nicht bekannt.Nürnberger Innenstadt geflutet: Notruf überlastetAuf den Gehwegen liegen abgebrochene Äste und verwehtes Gestrüpp. Planen, die am Straßenrand auf das Volksfest verweisen, liegen noch umgeweht da. Und auch am Plärrer waren die Auswirkungen zu spüren. Genauso verdutzte Gesichter an der Haltestelle von Menschen, die eigentlich mit der Straßenbahn 4 oder 6 Richtung Südstadt fahren wollen. Ein Mann – der deutschen Sprache kaum mächtig – gestikuliert einem Mann mit VAG-Weste, wann die nächste Bahn komme. Dieser antwortet: "Morgen wieder. Tunnel. Wasser."Und tatsächlich, wer am Freitagmorgen versuchte, mit den Öffentlichen zur Haltestelle Steinbühl zu gelangen, der musste am Ende zu Fuß gehen. Die Straßenbahnen endeten vorzeitig und sogar die S-Bahn kapituliert, obwohl deren Haltestelle deutlich erhöht liegt.Und dann ging es doch schneller als gedacht: Der Steinbühler Tunnel wurde ab 10 Uhr zumindest wieder teilweise für den Verkehr freigegeben. Auch die Straßenbahn fährt laut Störungsmelder der VGN wieder. Es sei aber noch vereinzelt mit Ausfällen und Störungen zu rechnen."In der Höhe haben wir das noch nicht erlebt"In der Singerstraße im Nürnberger Süden – nur wenige Meter vom Steinbühler Tunnel entfernt – dauern die Aufräumarbeiten noch an. Siegfried Frombach ist seit 3 Uhr in der Nacht auf den Beinen. Seitdem ist auch die Feuerwehr vor Ort. Bis zu 40 Zentimeter hoch hatte das Wasser nach dem Unwetter in seiner Tiefgarage gestanden.Die Feuerwehr versucht mit Pumpen, die Tiefgarage trocken zu legen. Frombach und andere Bewohner helfen mit. "Wenn mal Starkregen ist, läuft hier manchmal Wasser rein. Aber in der Höhe haben wir das noch nicht erlebt", sagt Frombach. Kein Einzelfall in dem Viertel. Schon die ganze Nacht ist hier die Feuerwehr im Einsatz – Einheiten aus den Nachbarlandkreisen unterstützen die Nürnberger Berufsfeuerwehr.Ein Feuerwehrmann erzählt im Gespräch mit t-online, dass die Einsatzkräfte immer noch Notrufe wegen vollgelaufener Keller und Tiefgaragen erreichen. Die Einsätze könnten sich noch den ganzen Tag lang ziehen.