Wie viel Freizügigkeit darf es sein?
Im Sommer fallen oft die Hüllen. Manche sind eher scheu, andere aalen sich blank in der Sonne. Aber wann und wo darf man eigentlich nackt sein?Wenn wir zur Welt kommen, sind erst mal alle gleich – nämlich nackt. Ein Zustand der Ursprünglichkeit, nach dem sich so manch ein Erwachsener wieder zurücksehnt. Doch wo ist das okay, und wann wird es zum Problem?Behauptung: Wenn ich rausgehe, darf ich immer nackt seinFalsch! Obwohl in Deutschland Nacktheit in der Öffentlichkeit strafrechtlich nicht verboten ist, darf man sich "üblicherweise nur an dafür ausgewiesenen Orten nackt aufhalten", erklärt ein Anwalt. Beispielsweise am FKK-Strand.Wer dagegen unbekleidet durch ein Shoppingcenter läuft oder sich splitterfasernackt im Stadtpark sonnt, riskiert nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz ein Bußgeld. Das kann zwischen fünf und 1.000 Euro liegen. Zuvor wird aber meist ein Platzverweis ausgesprochen. Im Shoppingcenter greift zudem das Hausrecht des Eigentümers, der Sicherheitsdienst kann ein Hausverbot erteilen.Strafrechtlich relevant wird Nacktheit in der Öffentlichkeit, wenn die Grenze zum Exhibitionismus überschritten wird. Das ist dann der Fall, wenn jemand sich für den sexuellen Lustgewinn entblößt. In diesem Fall ist nach Paragraf 183 des Strafgesetzbuchs (StGB) mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu rechnen. Das StGB bezieht sich hier auf exhibitionistische Handlungen durch Männer. Im Umkehrschluss heißt das laut dem Anwalt zufolge: "Frauen können in diesem Zusammenhang nicht belangt werden."Genau andersherum verhält es sich beim Oben-ohne-Schwimmen oder -Sonnenbaden. Während es für Männer kaum Gründe gibt, ihre Brustwarzen zu verstecken, sind nackte Frauenbrüste oft noch ein Tabu. In den Schwimmbädern Göttingens zum Beispiel gelten aber vorerst neue Regeln: Bis Ende August dürfen obenrum alle blankziehen – zumindest an den Wochenenden.Behauptung: Nackt Auto fahren ist kein ProblemStimmt! Es gibt in Deutschland kein Gesetz, das nackt Auto fahren verbietet. Wer ohne Schuhe am Steuer sitzen will, kann bei einem Unfall jedoch mitverantwortlich gemacht werden. Zum Beispiel, wenn der Fahrer vom Pedal abrutscht und der Unfall wegen der fehlenden Schuhe nicht verhindert werden kann.Keine Diskussionen gibt es, wenn das Auto beruflich bewegt wird. Hier schreibt Paragraf 44 der Unfallverhütungsvorschrift für Fahrzeuge klar vor, "den Fuß umschließendes Schuhwerk" zu tragen.Beim Autofahren gilt zudem: Wer beim Aussteigen nackt ist, könnte die Allgemeinheit belästigen – vergleichbar mit einem hüllenlosen Fußgänger, wie Anwalt Walentowski erklärt. Fühlt sich jemand gestört, kann ein Ordnungsgeld die Folge sein.