Gelsenkirchen: Bauunternehmer verwandelt Kirche in Auto-Museum
Ein Herner Bauunternehmer gibt seine Firma auf – um eine Kirche in ein Oldtimer-Museum zu verwandeln. "Das hat's so noch nie gegeben", sagt er stolz. Nicht alle sehen das so positiv.Jörg Künzel hat einen verrückten Plan: Er will aus einer jahrhundertealten Kirche ein Oldtimer-Museum machen. Mehrere Medien hatten hierüber berichtet. Das Objekt seiner Begierde: Die St.-Ludgerus-Kirche in Gelsenkirchen-Buer. Noch bis vor Kurzen zählte das katholische Gotteshaus zum Besitz des Bistums in Essen, doch dem Bistum und seinen Gemeinden schwinden die Mitglieder. Im Bistum Essen gibt es einen Entwicklungsprozess – "es werden weniger Katholiken bei uns. Aus pastoralen und wirtschaftlichen Gründen haben wir uns in den vergangenen Jahren entschlossen, einige Kirchen zu schließen", erzählt Ludger Klingeberg, Öffentlichkeitsbeauftragter der St.-Urbanus-Gemeinde in Gelsenkirchen. "Wie bei allen Kirchen, die aufgegeben werden, ist die Frage: Was passiert damit? Dann hat sich eben Herr Künzel mit der unteren Denkmalbehörde bei uns gemeldet – und sein Projekt vorgestellt. Und den Zuschlag bekommen", so Klingeberg. "Der Kauf ist unter Dach und Fach", erzählt Künzel im breiten Ruhrgebiets-Slang stolz. "Die Bischöfe, die dafür zuständig sind, die Rechnungsprüfer vom Bistum – alle haben zugestimmt." Offiziell gehöre ihm das Gebäude erst ab 27. November, "aber die lassen mich hier bereits machen. Und das muss ich klar sagen: Die katholische Kirche, vor der ich große Vorurteile habe und hatte, unterstützt mich hier richtig, genau wie der Denkmalschutz Gelsenkirchen – die geben alles", so Künzel. Rund 40 Sammlerstücke will der Herner bald in der Kirche ausstellen.Für Herzensprojekt gibt er seine Firma aufEnde des Monats will er mit seinem Team mit den Arbeiten im Keller fertig sein. "Dann gehen wir die Orgelräume und die Musizier- und Klavierräume an. Die Beichtstühle haben wir auch schon ausgeräumt – um die Verschalung zu sanieren." Reparaturen der linken Hälfte des Kirchendachs seien ebenfalls erfolgt. Mit der anderen will er diese Woche anfangen. Eigentlich besitzt der 59-Jährige ein eigenes Unternehmen als Baumaschinenhändler, nebenbei sammelt der Herner seit 35 Jahren Oldtimer und Motorräder aus Leidenschaft. Für ihn ist die Entscheidung klar: Den alten Job schmeißt er bald hin. "Ende Dezember verkaufe ich die Firma, dann geht's nur noch ums Museum."Nicht alle Bewohner und Gemeindemitglieder begrüßen das Projekt des Autoliebhabers. "Aus der Gemeinde weiß ich, dass es gemischte Stimmen gibt. Natürlich wird das skeptisch beäugt, 'was passiert denn da', anderseits sagt dann auch die Pfarrei natürlich: Es ist gut, dass so schnell eine Lösung da ist. Da stehe ich auch hinter. Denn es steht unter Denkmalschutz – da war die Befürchtung, dass es lange dauert, dass es wieder Leben in die Kirche kriegt. Wir sind als Pfarrei froh, so eine schnelle Lösung gefunden zu haben."Auch Künzel weiß, dass es nicht nur positive Stimmen zum Projekt gibt. "Das kann man nicht vermeiden", sagt er. "Generell bin ich aber überzeugt, dass das Museum gut ankommt", so Künzel weiter.Die Pläne für das kostenfreie Automuseum sind sportlich, denn schon Ende des nächsten Jahres soll alles stehen: "Dann schaffen wir die Autos zur Seite – und veranstalten einen großen Weihnachtsmarkt in der und um die Kirche." Das Museum soll dann schon geöffnet haben. "Das gab es in Deutschland auch noch nicht", so Künzel.