Mehrere Menschen sterben bei Unwetter in Griechenland
Mehrere Menschen sind in den Überflutungen in Griechenland, Bulgarien und der Türkei bereits ums Leben gekommen. Auch für den Donnerstag geben Experten keine Entwarnung. In den von schweren Unwettern betroffenen Regionen Südosteuropas bleibt die Lage angespannt. Menschen kommen in den Fluten um, Felder verwandeln sich in Seen, Bäche in reißende Flüsse. Straßen stehen hüfthoch unter Wasser, Häuser und Geschäfte laufen voll. In den Städten und Ortschaften Mittelgriechenlands häufen sich Berge aus Schlamm, Dreck und Müll. Die Rettungskräfte kommen kaum durch, die Menschen dürfen nicht auf die Straßen.Das griechische Sturmtief, das auch in Teilen Bulgariens und der Westtürkei für Chaos sorgt, sprengt alle Vorhersagen. Und noch gibt es keine Entwarnung, denn bis Donnerstag soll es zumindest in Griechenland so weitergehen. Der Überblick:Urlauber berichten: Den Wassermassen ist nicht zu entkommenInwiefern ist die Bevölkerung betroffen?In den überfluteten Gebieten herrscht Chaos. Immer wieder mussten am Mittwoch Menschen gerettet werden, die vom Wasser eingeschlossen waren. Auch der Verkehr lag lahm, vor allem in der Region Thessalien in Mittelgriechenland. Dort untersagte der Zivilschutz den Bürgern vielerorts, das Auto zu nehmen, und warnte davor, überhaupt auf die Straße zu gehen.Zum einen waren viele Straßen und Bäche überflutet, zum anderen blockieren Privatautos dann die wichtigsten Verkehrsverbindungen für die Rettungsdienste. Außerdem gefährdeten die Menschen sich selbst, weil immer wieder Autos von den Wassermassen mitgerissen wurden.Mehrere Menschen sind bereits durch die Überschwemmungen ums Leben gekommen. Besonders dramatisch ist die Lage in Mittelgriechenland. Dort barg die Feuerwehr am Mittwochabend die Leiche eines Mannes nahe der Stadt Karditsa. Das Opfer sei unter einem Auto entdeckt worden, teilte die Feuerwehr mit. EU-Politiker fordern derweil mehr Unterstützung für die betroffenen Länder. Damit stieg die Zahl der Todesopfer in Griechenland auf vier. Bereits am Mittwoch hatte die Feuerwehr im griechischen Dorf Paltsi im Osten der Hafenstadt Volos die Leiche einer Frau geborgen, wie der Sender ERTnews berichtete.In der Türkei gab es Stand Mittwoch sieben Todesfälle; weitere 31 Menschen seien verletzt worden, hieß es. An der bulgarischen Schwarzmeerküste gab es mindestens vier Tote. Somit stieg die Zahl der Unwetteropfer Stand Mittwochabend in allen drei Ländern auf insgesamt 14.Wie sieht es bei der Infrastruktur aus?Zahlreiche Dörfer in den von Unwettern betroffenen Regionen könnten aktuell wegen Erdrutschen nicht erreicht werden und hätten teils auch keinen Strom, kein Handynetz und keine Internetverbindung, sagte der griechische Geologe Efthymis Lekkas. In Thessalien herrschte unter anderem in der Hafenstadt Volos wortwörtlich Land unter. "Wir können die Strom- und Wasserversorgung nicht wiederherstellen", sagte Bürgermeister Achilleas Mpeos am Mittwochmorgen. "Die Transformatoren stehen unter Wasser, es ist gefährlich, überhaupt zu versuchen, dort heranzukommen." Ohne Strom gebe es jedoch kein Wasser, auch die Kläranlagen funktionierten nicht, sagte der Bürgermeister.Betreffen die Probleme auch Touristen?Absolut. So lag die Fähre "Superstar" mit 400 Passagieren, darunter vielen Touristen, bereits seit Dienstagabend wenige Seemeilen vor der Hafenstadt Volos im Meer, ohne dort anlegen zu können, wie auf der Seefahrtplattform Marinetraffic zu sehen war. Am Mittwochnachmittag fuhr sie dann in den weiter südlich gelegenen Hafen Agios Konstantinos.Zuvor hatte die Hafenpolizei von Volos das Anlegen untersagt, weil die Verkehrssituation in der Stadt so schwierig sei. "Es ist unmöglich, die Straßen zu räumen", sagte Bürgermeister Mpeos, "gerade hört es für ein paar Minuten auf zu regnen und wir gehen mit schwerem Gerät rein, dann fängt es sofort wieder an."Wie sieht es mit Flügen aus?Der Flughafen der Insel Skiathos blieb am Mittwoch stark beeinträchtigt. Dort mussten laut Sprecher Savvas Karagiannis mehrere Hundert Menschen übernachten. "Ein Flugzeug versucht gerade, zu landen – wir müssen sehen, wie es weitergeht", sagte er der dpa am Mittwochmorgen. Er wisse nicht, wann der Flughafen wieder vollständig den Betrieb aufnehmen werde. "Es sind unglaubliche Wassermengen runtergekommen, die Zufahrtsstraßen sind gesperrt."Was sagen die Meteorologen?Die Regenmengen, die bislang über der Region Thessalien niedergingen, seien die größten, die jemals im Land gefallen seien, seit diese Daten erhoben würden, teilte am Mittwoch die Wetterbehörde EMY mit. Rekordhalter war die Ortschaft Zagora, wo am Dienstag von Mitternacht bis 20.45 Uhr 754 Liter Regen pro Quadratmeter fielen.Die Niederschläge sind in Griechenland höher als bei der Ahrtal-Flut 2021. Dort lagen die Niederschlagsmengen zwischen 100 und 200 Litern pro Quadratmeter, mindestens 134 Menschen starben. Dagegen wurde nun in Griechenland die höchste Niederschlagsmenge mit 754 Litern pro Quadratmeter gemessen.Aber: Von der Regenmenge allein kann man nach Angaben des Meteorologen Markus Übel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) nicht auf die Stärke der Auswirkungen schließen. Eine entscheidende Rolle spiele die Topografie – im Ahrtal floss das ganze Wasser in ein enges Tal und konnte nicht ausweichen. Vielerorts in Griechenland hingegen fließt das überflüssige Wasser schließlich ins Meer ab.Woran könnte die Extremwetterlage liegen?Meteorologe Kostas Lagouvardos vermutet, dass die aktuell relativ hohen Temperaturen des Meeres dazu beigetragen haben könnten. "Es handelt sich um ein statisches System, das ständig mit feuchter Meeresluft versorgt wird, wodurch es dauernd an derselben Stelle regnet", sagte er. Über den Klimawandel als Ursache wurde derweil in griechischen Medien noch nicht diskutiert – allerdings sind die Meteorologen zunächst auch mit der aktuellen Lage befasst. Eine Auswertung der Unwetter und deren Ursachen wird sicher noch stattfinden.Wie ist der Ausblick?Vor allem in Griechenland, aber auch in der Türkei soll die Situation am Donnerstag weiterhin angespannt bleiben. Türkische Behörden warnten vor weiteren Unwettern in der Schwarzmeerregion. Auch in Mittelgriechenland soll Sturmtief "Daniel" am Donnerstag weiter toben. Lediglich in Bulgarien scheint sich die Lage zu entspannen, dort soll es zunächst nicht mehr regnen.