Verkehr in München: Wo noch Verbesserungsmöglichkeiten stecken
Auto, Öffis oder Rad? Diese Frage beantworten die Bewohner europäischer Städte sehr unterschiedlich. Ein Kritikpunkt der Münchner am ÖPNV sticht heraus. Die Europäische Kommission hat eine umfangreiche Studie publiziert. Es geht um Lebensqualität in europäischen Städten, und die gute Nachricht lautet: München landet deutlich über dem Durchschnitt. Hier sind die Menschen besonders zufrieden mit Kulturangeboten und Erholungsmöglichkeiten im Grünen, und sie fühlen sich sehr sicher, wenn sie nachts allein in ihrer Nachbarschaft unterwegs sind. Unter anderem bezahlbarer Wohnraum ist hingegen ein drängendes Problem. Die Studie erlaubt es, viele einzelne Felder zu vergleichen, auf die Politiker Einfluss nehmen können. Auch zum Verkehr haben die Forscher Interessantes herausgefunden. Eine Erkenntnis lautet: München hat hier zur europäischen Spitze noch eine ganze Menge aufzuholen. ÖPNV-Nutzung in München unter Europa-Schnitt Denn der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) wird im Vergleich zu den 83 anderen in der Studie untersuchten Städten in München nur unterdurchschnittlich oft genutzt. Das könnte unter anderem am Preis liegen. Nur 63 Prozent der Befragten sagen, man könne sich die Münchner Öffis leisten. Viele andere finden zudem die Verlässlichkeit von Bussen und Bahnen nicht gut genug oder haben Kritik am Takt. Zum Vergleich: Der ÖPNV wird in Prag (71 Prozent) und Paris (62 Prozent) am intensivsten genutzt. In Prag beschreiben 91 Prozent der Befragten die Öffis als verlässlich. Autoverkehr in München: Die Pariser fahren deutlich weniger Die Kritik der Münchner am ÖPNV könnte zu denken geben. Denn wenn die Öffis nicht gut genug sind, bleibt für viele nur das Auto. Überbordender Autoverkehr bedeutet allerdings Staus, Gestank, Lärm, Zeitverlust auf verstopften Straßen und viel grauer Asphalt im Stadtbild. Ein Zusammenhang von der Autonutzung zur allgemeinen Lebensqualität ist nicht von der Hand zu weisen. Insgesamt am wohlsten fühlen sich laut der Befragung die Menschen in Zürich, wo an einem für sie typischen Tag deutlich weniger Menschen als in München ins Auto steigen. 42 Prozent sind es in München, 35 Prozent in Zürich. Die Bewohner von Palermo hingegen, die insgesamt am unglücklichsten mit ihrer Stadt sind, fahren extrem viel Auto. Am wenigsten gebraucht werden Autos in Stockholm (28 Prozent fahren normalerweise täglich) und Paris (31 Prozent). Das Rad ist in München für viele immer noch keine Alternative, auf die sie gerne und oft zurückgreifen: Lediglich 19 Prozent fahren (fast) täglich. Im Vergleich zur Europa-Spitze ist noch viel Luft nach oben. Zwei niederländische Städte führen die Top 10 an: Groningen (46 Prozent) und Amsterdam (39 Prozent). Aber auch in Deutschland ist mehr möglich, wie Hamburg und Leipzig (beide 21 Prozent) beweisen. Lebensqualität in europäischen Städten: Zentrale Ergebnisse Die Umfrage zur Lebensqualität in europäischen Städten im Jahr 2023 wurde von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben. Insgesamt führten Forscher Interviews mit 71.153 Menschen in 83 europäischen Städten. Neben Menschen aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden auch Bewohner anderer Länder wie der Türkei , Norwegen , Großbritannien oder der Schweiz befragt. Tendenziell zeigten sich die Bewohner kleinerer Städte zufriedener. Diese Städte werden als sicherer, sauberer und ruhiger wahrgenommen als die großen Metropolen. Insbesondere Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen fühlen sich dort wohler. Die fünf bei ihren Einwohnern beliebtesten Städte sind Zürich (97 Prozent Zufriedenheitsscore), Kopenhagen (96 Prozent), Groningen (96 Prozent), Danzig (95 Prozent) und Leipzig (95 Prozent). Die unbeliebtesten sind Palermo (62 Prozent), Athen (65 Prozent), Istanbul (65 Prozent), Tirana (66 Prozent) und Neapel (66 Prozent). Die deutschen Städte hinter Leipzig kamen auf diese Werte: Rostock 94 Prozent, Hamburg und München 92 Prozent, Dortmund 91 Prozent, Essen 90 Prozent, Berlin 86 Prozent. Durchschnitt aller 83 Städte: 87 Prozent.