Flixbus-Unfall bei Leipzig: Wie sicher ist Reisen mit dem Fernbus?
Schwerer Busunfall auf der A9 bei Leipzig: Laut Berichten gibt es mindestens fünf Tote. Wie gefährlich ist das Reisen in einem Fernbus? Und was tut Flixbus für die Sicherheit seiner Passagiere? Bei einem Unfall mit einem Reisebus auf der A9 bei Leipzig sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Rettungshubschrauber sind im Einsatz. Die umliegenden Krankenhäuser bereiten sich auf einen Großeinsatz vor. Der Reisebus war offenbar für das Unternehmen Flixbus unterwegs. Am Morgen verunglückte er zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz. Aus noch ungeklärter Ursache kam er von der Fahrbahn ab und kippte auf die Seite. Hier finden Sie alles zur aktuellen Lage. Der Bus fuhr mit Osterurlaubern von Berlin nach Zürich. Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig zeigte sich bestürzt. "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und Verletzten. Ich danke den vielen Einsatzkräften vor Ort, die schnelle Hilfe leisten", sagte der SPD-Politiker. Zur Betroffenheit hinzukommt auch die Besorgnis mancher anderer Osterurlauber, die ebenfalls eine Busreise planen: Ist der Reisebus sicher? Und was tun bei einem Unfall? t-online beantwortet alle wichtigen Fragen. Wie sicher ist das Fahren im Bus? Generell sind Sie im Fernbus sicher unterwegs. Auf einer Milliarde Personenkilometer (Zahl der transportierten Personen multipliziert mit der Distanz) kommt es in Deutschland zu 0,13 Unfalltoten im Reisebus. Damit ist der Bus fast so sicher wie der Zug (0,03). Zum Vergleich: Im Auto liegt der Wert zwölfmal höher (1,6) – und europaweit ist er sogar nochmals deutlich höher. In Deutschland reisen rund 25 Millionen Fahrgäste pro Jahr per Fernbus – und fast jeder von ihnen steigt dabei in einen der leuchtend grünen Flixbusse. Mit einem Anteil von rund 95 Prozent sind die Bayern der absolute Marktführer. Wenn es mit dem Fernbus kracht, ähneln sich oftmals die Ursachen, sagt der ADAC . Häufige Gründe sind: Zu geringer Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden Fehler beim Abbiegen Zusammenstöße beim Wenden oder Rückwärtsfahren Wenn es dabei zum Brand kommt, kann ein vermeintlich leichter Unfall zur Katastrophe führen. Tatsächlich sei der Brandschutz ein Problem der Busse, kritisiert der ADAC: Die Anforderungen an verbaute Materialien seien deutlich weniger streng als beispielsweise im Zug oder auf dem Schiff. Hier fordert der Verkehrsclub strengere Normen. Außerdem sollten moderne Assistenzsysteme zur Pflicht werden. Was tut Flixbus für die Sicherheit? Flixbus betont, die eigene Fernbusflotte entspreche den höchsten Sicherheitsstandards. Zur Ausstattung gehören demnach Features wie Fahrdynamikregelung, Spurhalteassistent, Abstandsregeltempomat, Aufmerksamkeitsassistent sowie ein Brems- und Notbremsassistent. Außerdem lasse man stichprobenartig unangekündigte Kontrollen durchführen, in Deutschland durch den Tüv Süd. Die Fahrer würden ein umfangreiches Training erhalten, wobei die Sicherheit im Mittelpunkt stehe. Neben theoretischen Einheiten zu Verkehrsvorschriften üben die Fahrer in Simulationen auch das Fahren und Bremsen unter verschiedensten Bedingungen – von vereisten Straßen bis hin zu stockendem Verkehr. Darüber hinaus gebe es eine digitale Schulungsplattform für alle Flixbus-Fahrer – die übrigens nicht bei Flixbus angestellt sind, sondern bei Partnerunternehmen. Wie erkennt man einen sicheren Reisebus? Allerdings gibt es auch in der Fernbus-Branche immer wieder Negativ-Beispiele. Wer eine Reise bucht, kann vorher und beim Einsteigen das Unternehmen und den Bus überprüfen. Worauf Sie achten sollten: Sammeln Sie vor der Buchung Informationen über das Unternehmen im Internet. Überschlagen Sie bei sehr günstigen Angeboten, ob der Preis überhaupt die entsprechende Leistung abdecken kann. Seien Sie generell skeptisch bei sogenannten Butterfahrten. Kann Ihnen der Reiseveranstalter bestätigen, dass seine Fahrer die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten einhalten? Vor dem Einsteigen in den Bus zeigt ein Blick auf die Plaketten für Hauptuntersuchung und Sicherheitsprüfung, ob sie gültig sind. An der Reifenflanke können Sie ablesen, ob die Reifen noch genutzt werden dürfen. Die DO T-Nummer verrät ihr Alter: Zum Beispiel bedeutet die Nummer 0816, dass der Reifen in der achten Kalenderwoche im Jahr 2016 produziert wurde. Nach maximal sechs Jahren sollte ein Reifen gewechselt sein. Da Busse aber viel mehr Kilometer abspulen als normale Autos, ist ein Blick aufs Profil meist sinnvoller: Ist es noch mindestens 1,6 Millimeter tief oder schon abgefahren? Wo sitzt man im Bus am sichersten? Wenn aber doch etwas passiert, dann wird es auch für die Reisegäste schnell gefährlich. Besondere Risiken im Reisebus sind Auffahrunfälle und – wegen seiner Höhe – das Umkippen. Untersuchungen zeigen, welche Plätze gefährlich sind und auf welchen Plätzen Sie im Reisebus am sichersten sitzen. Besonders unsicher sitzt man vorn in der Nähe des Fahrers und der großen Windschutzscheibe. Auch auf den hinteren Sitzplätzen ist man bei einem Unfall besonders gefährdet, wenn etwa ein Lkw auf das Heck auffährt. Am Fenster sitzt man unsicherer als am Gang. Außerdem kann hier bei einem Unfall der Fluchtweg – nämlich der Gang – durch andere Fahrgäste blockiert sein. Die sichersten Plätze im Bus sind also in der Mitte des Busses am Gang. Was tun bei einem Brand? Sobald Sie Rauch- oder Schmorgeruch wahrnehmen, informieren Sie den Fahrer. Auch bei offenem Feuer gilt: Nicht erst Löschversuche unternehmen, sondern sofort zum Fahrer! Ansonsten verlieren Sie kostbare Zeit. Der Fahrer hält schnellstmöglich an und öffnet die Türen. Alle Fahrgäste verlassen den Bus zügig, bringen sich hinter einer Leitplanke in Sicherheit. Achten Sie auch auf andere Fahrgäste. Dann entfernen Sie sich mindestens 50 Meter vom Bus, um nicht von herumfliegenden Teilen getroffen zu werden. Betreten Sie nicht die Autobahn und folgen Sie unbedingt den Anweisungen des Busfahrers.