VW Golf wir 50 Jahre alt: Acht Generationen im Design-Vergleich
Vom kantig-modernen Käfer-Nachfolger bis zum digitalen Golf VIII von heute ist sich der Kompakte meist treu geblieben. So hat sich das Design verändert. Playmobil, das Überraschungsei und Hello Kitty – je nachdem wie alt Sie sind, mögen Sie es vielleicht kaum glauben: Aber all das feiert in diesem Jahr 50. Geburtstag. Ach ja, der VW Golf ebenfalls. Der war zwar nie so niedlich wie die japanische Comicfigur mit Katzenohren – und so rund wie das süße Ei war höchstens sein Vorgänger der Käfer. Aber vielseitig wie das Systemspielzeug aus Franken ist der Kompakte bis heute geblieben. Ein Blick zurück auf Technik und Gestaltung. Wie gut die Generationen optisch wegkommen, hat Design-Professor Paolo Tumminelli von der TH Köln jeweils gesondert bewertet – pointiert und ganz subjektiv. Der Golf I (1974 bis 1983) Der Nachfolger des Käfers rollte am 29. März 1974 in Wolfsburg erstmals in Serie vom Band. Im Vergleich zum Knubbel-Käfer mochte der Neue wie vom anderen Stern gewirkt haben. Doch wassergekühlter Frontmotor- und -antrieb sowie die kantig-klare Designsprache und Technik hatten sich kurz vorher bereits beim Scirocco und Passat gezeigt. Welche Überlegungen es noch für das Design gegeben hatte, erfahren Sie hier. Man betonte die praktischen Seiten: "Die tiefe Gürtellinie macht ihn übersichtlich, die abfallende Fronthaube gibt den Blick auf die Fahrbahn bis kurz vor den Wagen frei. Das tief heruntergezogene Heckfenster macht Rückwärtsrangieren problemlos." Und ja – einen Parkpieper braucht im Golf I niemand. Praktisch: Heckklappe und umklappbare Rücksitzlehne. Der Entwurf von Giorgio Giugiaro war auf Anhieb ein Erfolg. Schon im Oktober 1976 konnte der einmillionste Golf gefeiert werden, so der Hersteller. Der sportliche GTI folgte im selben Jahr. Als "Erdbeerkörbchen" rollte 1979 das Cabrio vor – mit Überrollbügel, der für diesen Spitznamen sorgte. Insgesamt nennt VW 6,9 Millionen gebaute Autos der ersten Generation. Der Golf II (1983 bis 1991) Mehr Platz und bessere Aerodynamik gibt es beim zweiten Golf, der 1983 auf den Markt kam. Als Meilensteine nennt das Wolfsburger Archiv etwa den ersten geregelten Kat (1984), ABS (1986) und den Allradantrieb im Syncro (1986). Der erste Golf-Motor mit Vierventil-Technik debütierte im selben Jahr. Als sportlicher Höhepunkt der Generation gilt der Rallye Golf G60 mit 160 PS und dem namensgebenden G-förmigen Verdichter ab 1989. Weitere Variante: der Golf Country, der ab 1990 mit Allradantrieb auf SUV machte. Insgesamt nennt VW 6,3 Millionen gebaute Autos. Der Golf III (1991 bis 1997) Die dritte Generation startete 1991 vor allem sicherer. So wurden laut VW unter anderem die Crash-Eigenschaften verbessert. Auch waren ab 1992 Frontairbags verfügbar, Seitenairbags ab 1996 und im selben Jahr wurde ABS serienmäßig. Mehr Power versprach ab 1991 der erste Sechszylinder im Golf im VR6. Das Erdbeerkörbchen wurde 1993 erneuert – vom Golf II bot VW kein eigenes Cabrio an. 1993 gab es auch den ersten Kombi Variant. 1997 war nach 4,8 Millionen Fahrzeugen Schluss. Der Golf IV (1997 bis 2003) Modisch war der Golf nie. Die markante C-Säule blieb stets erkennbar – beim Vierer wieder stärker als beim Vorgänger. Gleich zu Beginn ist ein Navi verfügbar, ab 1998 das elektronische Stabilisierungsprogramm ESP – ab 1999 serienmäßig. Sechsganggetriebe finden dann ebenfalls ihren Einzug. Ab 2002 ist im R32 Tempo 250 machbar – der bis dahin schnellste Golf. Der konnte auch später ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG) haben. Vom ersten vollverzinkten Golf liefen 4,9 Millionen Exemplare vom Band. Der Golf V (2003 bis 2008) Der Fünfer kommt mit neuer Vierlenker-Hinterachse und steiferer Karosserie. Doch nicht nur fester, sondern auch flauschiger sollte es werden. So konnten neben Seitenairbags im Fond Dinge wie 7-Gang-DSG, Bi-Xenonscheinwerfer, Regensensor und Panoramaschiebedach das Leben angenehmer gestalteten – gegen Aufpreis, versteht sich. Auch neue Ableger wie der Cross Golf oder der Kompaktvan Golf Plus rollten ins Angebot. Alles in allem liefen 3,4 Millionen Stück vom Band. Der Golf VI (2008 bis 2012) Fahren und fahren lassen? Nicht ganz. Das Thema autonomes Fahren war zwar noch nicht so dominant wie heute. Doch die Fahrer im Golf VI konnten sich von Assistenzsystemen beim Abstandhalten, Ein- und Ausparken oder Anfahren am Berg helfen lassen – und beim Rangieren durch eine Rückfahrkamera blicken. Nach zehn Jahren Pause kam 2011 das Cabrio zurück – diesmal ohne Überrollbügel. Kein Grund zu feiern im Nachhinein: der Dieselmotor EA189, der 2015 den Dieselskandal auslöste und auch in den Golf wandern konnte – eine eigene Geschichte. Die sechste Auflage brachte es laut VW auf 3,6 Millionen Autos. Der Golf VII (2012 bis 2019) Um bis zu 100 Kilo leichter und knapp ein Viertel sparsamer als sein Vorgänger trat der siebte Streich an. Beim Design wurde man wieder etwas cleaner – was den Betrachter an den ersten oder vierten Golf denken lassen konnte. Noch mehr Assistenzsysteme und viele Varianten – etwa der erste vollelektrische Golf zum 40-jährigen Jubiläum – gingen an den Start. Bis 2019 entstanden 6,3 Millionen Golf VII. Der Golf VIII (2019 bis heute) Evolution statt Revolution – auch der Neue ist auf Anhieb als Golf zu erkennen. Innen aber gibt es nun auch in der Basis nur noch digitale Instrumente. Allerdings bekommt das Trademark der narrensicheren Bedienung im Blick vieler Tester und Kunden Macken. Im Fokus: die umständliche Bedienung über Touchflächen und Sprachsteuerung. Dazu gab es Probleme bei der Software, die VW mit einer "freiwilligen Servicemaßnahme" anging. Mehr als eine Million Autos wurden bislang verkauft. Pünktlich zum Jubiläum startet das Facelift – unter anderem mit optischen Retuschen. Beim Bediensystem hält ein Sprachassistent mit ChatGPT Einzug. Bei den Antrieben etwa hat VW die rein elektrische Reichweite beim Plug-in-Hybrid auf "mehr als" 100 Kilometer gebracht. Glänzende Aussichten? Wird sich zeigen – immerhin lässt sich das VW-Logo illuminieren.