Carsharing- und Mietwagenanbieter zögern bei E-Auto-Hochlauf
Der Markt für E-Autos schwächelt enorm. Das spüren auch Carharer und Mietwagenunternehmen. Von ambitionierten E-Quoten für die eigenen Flotten sind einige von ihnen vorerst abgerückt. Aufgrund schwieriger Marktbedingungen für Elektroautos (BEV) reduzieren auch einige Mietwagen- und Carsharing-Anbieter den E-Anteil ihrer Flotten. Beim Berliner Carsharer Miles etwa verfügten Ende des vergangenen Jahres nur noch knapp 17 Prozent aller Leihwagen über einen Elektroantrieb, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Nur ein halbes Jahr vorher lag der Anteil demnach noch bei 25 Prozent. Neue Elektroautos werden derzeit nur noch in geringem Umfang in die Flotte integriert, hieß es. "Im direkten Vergleich zwischen Verbrennerfahrzeugen und E-Autos im Carsharing zeigt sich, dass ein E-Auto noch immer einen Kostennachteil gegenüber Verbrennern aufweist", teilt Miles zur Begründung mit. "Bedingt durch die höheren Anschaffungskosten, die aufwändigeren und teureren Reparaturen und den höheren Aufwand im Betrieb." Aufgrund der geringeren Reichweite müssten E-Autos häufiger aufgeladen werden als Verbrenner betankt. Kundinnen und Kunden würden zudem bei geringem Batteriestand eher ein Auto mit konventionellem Antrieb ausleihen, insbesondere, wenn längere Fahrten oder Ausflüge geplant sind. "E-Autos werden ein fester Bestandteil unserer Flotte bleiben, nur erfolgt der Umstieg nicht ganz so schnell wie ursprünglich geplant", teilte Miles weiter mit. "Hohes Maß an Flexibilität" gefordert Ähnlich äußerte sich der Mietwagen- und Carsharing-Anbieter Sixt aus München . Das Unternehmen wolle E-Autos ebenfalls nicht vollständig aus der Flotte verbannen, teilte es vor wenigen Wochen bei der Präsentation der Jahresbilanz für 2023 mit. "Die konkrete Ausgestaltung der weiteren Entwicklung erfordert jedoch ein hohes Maß an Flexibilität." Demnach hätten sich die Marktbedingungen für den Verkauf gebrauchter E-Fahrzeuge deutlich verschlechtert. "So waren beispielsweise in Deutschland Preise für solche Fahrzeuge im Laufe des vergangenen Jahres um mehr als 20 Prozent gefallen." Sixt hat deshalb eigenen Angaben zufolge damit angefangen, E-Autos aus der Flotte zu entfernen, für die keine Rückkauf- oder Leasing-Vereinbarungen bestehen. Ende Februar 2024 war der Anteil solcher Fahrzeuge an der elektrischen Sixt-Flotte nur noch rund halb so groß wie noch zum 31. März 2023, hieß es. Beim Autoverleiher Europcar liegt der Anteil von E-Autos an der gesamten Flotte Angaben des Unternehmens zufolge international bei rund zwölf Prozent, in Deutschland höher. "Wir liegen damit im Rahmen unserer Ziele und sehen derzeit keinen Anlass, diese zu reduzieren", teilte eine Sprecherin mit. Nachfrage brach nach Auslaufen der Kaufprämie ein Zuletzt kauften Vermieter und Carsharer auch kaum neue Stromer. In den ersten beiden Monaten des Jahres zählte das Kraftfahrt-Bundesamt nur 663 entsprechende Neuzulassungen auf diese Haltergruppe - das entspricht einem Anteil von 1,7 Prozent ihrer Einkäufe. Im Jahresdurchschnitt 2023 hatten BEVs bei Vermietern und Carsharern noch 12,4 Prozent der Neuzulassungen ausgemacht. Insgesamt waren es 37.052 Stück. Selbst im Vorjahreszeitraum Januar und Februar 2023, als die BEV-Nachfrage durch eine gesenkte Prämie vorübergehend eingebrochen war, waren die Stromer bei diesen Anbietern mit knapp 1800 Neuzulassungen beziehungsweise 4,4 Prozent noch deutlich beliebter. Die Kaufprämie für gewerblich genutzte E-Autos war zum September vollständig ausgelaufen. Die Nachfrage brach daraufhin deutlich ein. Im Dezember strich die Regierung dann überraschend auch die Kaufprämie für private Kundinnen und Kunden. Seither hat der Elektroantrieb, der jahrelang hohe Wachstumsraten aufwies, deutlich an Momentum eingebüßt. Im gesamten ersten Quartal dieses Jahres ging die Zahl der neu zugelassenen E-Autos dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Ein Schlüssel, um die Nachfrage zumindest im gewerblichen Bereich wieder anzukurbeln, liegt aus Sicht des Unternehmens Miles bei den Kommunen. Ein hilfreicher Ansatz wäre etwa die Befreiung von Parkgebühren für E-Fahrzeuge in den Städten. "Im Hinblick auf die Zukunft ist es aber genauso wichtig, dass die Reichweiten der Fahrzeuge weiter steigen und die Ladeinfrastruktur in den Städten wächst", betonte das Unternehmen.