Herstellerangabe vs. Realität – so viel verbrauchen Autos wirklich
Wie viel ein Auto wirklich verbraucht, zeigt sich erst im täglichen Einsatz. Die EU-Kommission hat nun Zahlen präsentiert, die ein eindeutiges Bild zeichnen. Wie viel verbraucht ein Auto im Durchschnitt? Die Autohersteller berufen sich bei ihren Angaben auf den sogenannten WLTP-Standard, nach dem alle neuen Autos geprüft werden (siehe weiter unten). Doch neue Zahlen legen offen, dass diese Werte offenbar wenig mit der Realität zu tun haben. So viel verbrauchen Autos wirklich Denn wie eine Auswertung der EU-Kommission von Realverbräuchen zeigt, schlucken Autos mit Verbrennungsmotoren im Schnitt 21 Prozent mehr als angegeben. Benziner liegen 23,7 Prozent darüber, Diesel 18,1 Prozent. Besonders drastisch ist der Mehrverbrauch bei Plug-in-Hybriden: Sie verbrauchten im Schnitt mehr als dreimal so viel wie angegeben – das macht vier Liter mehr als auf dem Papier. "Das bestätigt, dass diese Fahrzeuge ihr Potenzial derzeit nicht ausschöpfen, vor allem weil sie nicht so häufig wie angenommen voll elektrisch aufgeladen und gefahren werden", heißt es von der Kommission. Dies ist ein häufig kritisierter Punkt an den sogenannten PHEVs, die von vielen Unternehmen als vermeintlich sparsame Dienstfahrzeuge angeschafft wurden: Häufig werden die Fahrer nicht ausreichend für die Technik sensibilisiert oder keine Auflademöglichkeiten angeboten. Somit fahren zusätzlich zum normalen Fahrzeuggewicht noch schwere Akkus für rein elektrische Reichweiten von mehr als 50 Kilometer mit, ohne wirklich zum Einsatz zu kommen. Somit ist der Spritverbrauch am Ende viel höher, als eigentlich möglich wäre. Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD, fordert eine Abkehr von SUVs und Co.: "Besonders frappierend: Je schwerer die Fahrzeuge, desto größer die Abweichung. Wenn wir unsere Klimaziele ernst nehmen, dann muss der Trend zu immer größeren Autos gestoppt werden." So werden die Werte ermittelt Grundlage für die gemessenen Realwerte ist das sogenannte "On-Board Fuel Consumption Meter" (OBFCM)", das seit Jahresbeginn 2020 bei neuen Typzulassungen und seit 2021 in jedem Neuwagen eingebaut sein muss. Dieses eingebaute, standardisierte Messgerät misst den tatsächlichen Verbrauch, der von den Autoherstellern gesammelt und dann an die EU-Kommission gesendet wird. Mehr als 600.000 Fahrzeuge wurden in die Auswertung einbezogen. Dem gegenüber steht das WLTP-Verfahren (steht für Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure), das seit 2017 Maßstab für Verbrauchs- und CO2-Emissionsmessungen bei der Zulassung von Neufahrzeugen ist. Exakt 30 Minuten verbringt ein Testfahrzeug beim WLTP auf dem Prüfstand, die zurückgelegte Distanz liegt bei 23 Kilometern. Die Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht knapp 47 km/h, das Prüfverfahren integriert außerdem deutlich mehr Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge als vorherige Verfahren und soll eigentlich realistischere Ergebnisse bringen. Doch Straßenverhältnisse, Fahrstil, Umgebungstemperatur und andere Faktoren bewirken, dass auch die WLTP-Messwerte nur ansatzweise den Autofahrer-Alltag widerspiegeln. Diese Marken verbrauchen deutlich mehr als angegeben Vor allem bei BMW verzeichnete die Kommission große Abweichungen von mehr als 30 Prozent bei Benzinern und rund 25 Prozent bei Dieseln. Bei den Realverbräuchen zeigten vor allem Renault , Ford und Volvo bei den Benzinern große Abweichungen, bei Dieseln vor allem Alfa Romeo (27 Prozent), Seat, Opel und Skoda. Die Tschechen gelten auch als Schlusslicht bei den Plug-in-Hybriden, jedoch liegen Modelle von Audi , BMW, Volkswagen , Mercedes oder PSA/Peugeot nur knapp davor, schreibt das Fachmagazin "Auto Motor und Sport". Diese Konsequenzen drohen Aktuell steckt diese Art der Auswertung noch in einer Testphase. Bis 2026 sollen mehr Daten gesammelt werden, um belastbare Ergebnisse zu erzielen. Bezüglich der Plug-ins sollen ab 2025/2027 neue Regeln gelten, die den geringen elektrischen Fahrtanteil besser berücksichtigen. Wenn die Unterschiede zwischen Labor und Wirklichkeit so groß bleiben, muss die Kommission spätestens 2030 ein Gesetz erlassen, damit diese Diskrepanzen schrumpfen. Gut möglich, dass auf die Autohersteller dann satte Strafgelder zukommen.