Rumänien: Bison-Herde könnte Folgen des Klimawandels eindämmen | Klima
Eine neue Studie von Wissenschaftlern liefert ein beachtliches Ergebnis. Bisons und andere Wildtiere könnten dabei helfen, die Effekte des Klimawandels einzudämmen. Eine Herde neu besiedelter Bisons in dem Tarcu-Gebirge in Rumänien soll dabei helfen, etwa 54.000 Tonnen CO2 zu speichern – etwa so viel, wie 43.000 US-amerikanische Benziner im Jahr an CO2 ausstoßen. Demnach könnten die Wiederbevölkerung von Bisons einen großen Beitrag leisten, die Effekte des Klimawandels einzudämmen. Darüber berichtet der britische "Guardian" unter Berufung auf eine wissenschaftliche Studie der Yale School of the Enviorment, die von der Global Rewilding Alliance und dem niederländischen Ableger der Umweltorganisation WWF finanziert worden ist. Die gesamte Studie ist im "Journal of Geophysical Research: Biogeosciences" veröffentlicht worden. Wie der "Guardian" berichtet sind die Bisons erst wieder seit 2014 durch den rumänischen Ableger von WWF in den Südkarpaten angesiedelt worden, nachdem die Art die Region vor etwa 200 Jahren verlassen hatte. Seitdem sollen schätzungsweise um die 170 Bisons in dem Tarcu-Gebirge leben und seien somit eine der größten frei lebenden Bison-Populationen in ganz Europa. Experten gehen davon aus, dass die Region genügend Ressourcen für bis zu 450 Tiere bietet. Neues Modell eröffnet neue Lösungswege Der Studie liegt ein neues – von der Yale School of the Enviroment entwickeltes – Modell zugrunde, womit die Menge an CO2 berechnet werden kann, die Wildtiere durch ihre Interaktionen mit ihrem Ökosystem in der Erde einsparen können. Mit dem Modell konnte am Beispiel der Bison-Population festgestellt werden, dass die europäische Bisonherde, die in einem Gebiet von etwa 50 Quadratkilometern Grasland im Țarcu-Gebirge weidet, potenziell 54.000 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr binden kann. Das ist fast 9,8 Mal mehr Kohlenstoff als ein vergleichbares Gebiet ohne Bisons. Jedoch merken die Autoren der Studie an, dass der ermittelte Wert von 9,8 ungenau ist, da er bis zu 55 % höher oder niedriger liegen könnte. Eine verlässliche Ermittlung eines Medians ist somit nicht möglich. Die jährliche Einsparung an CO2 entspräche demnach etwa 54.000 Tonnen – etwa so viel wie der Ausstoß von 43.000 US-amerikanischen Benzinern. Setzt man den höheren Wert an, entspräche die CO2-Einsparung sogar dem Ausstoß von etwa 84.000 US-Autos. Bisons als "Klima-Helden" Im Gespräch mit dem "Guardian" erklärt Professor Oswald Schmitz als führender Autor der Studie den Effekt der Bisons auf die CO2-Einsparungen: "Bisons beeinflussen Grasland- und Waldökosysteme, indem sie das Grasland gleichmäßig beweiden und Nährstoffe recyceln, um den Boden zu düngen. Außerdem verteilen sie Samen, um das Ökosystem anzureichern und verdichten den Boden, um die Freisetzung gespeicherten Kohlenstoffs zu verhindern". "Diese Tiere haben sich über Millionen von Jahren mit Grasland- und Waldökosystemen entwickelt, und ihre Entfernung, insbesondere dort, wo Grasland umgepflügt wurde, hat zur Freisetzung großer Mengen Kohlenstoff geführt. Die Wiederherstellung dieser Ökosysteme kann das Gleichgewicht wieder herstellen und 'neu-verwilderte' Bisons sind die Klima-Helden, die dabei helfen können, das zu erreichen". Die Bisons sind nur der Anfang Auch andere Forscher sehen in den Ergebnissen der Studie großes Potenzial, Bisons auch in anderen Teilen Europas wieder anzusiedeln. Alexander Lees, ein Forscher an der Manchester Metropolitan University, der nicht an der Studie mitgewirkt hat, sagt dem "Guardian": "[Die Studie] ist ein überzeugendes Argument für die Wiederbevölkerung von Bisons in Europa als naturbasierte Lösung für den Klimawandel – mit erheblichen Vorteilen für den Schutz der biologischen Vielfalt". Wie der Auto der Studie Schmitz im "Guardian" anmerkt, müsse jedoch die besondere Beschaffenheit der Erde und der Klimabedingungen des Tarcu-Gebirges beachtet werden, welche essenziell für die beachtlichen Ergebnisse der Studie waren. Die Auswirkungen von Bison-Herden würden also nicht zwingend zu den gleichen Ergebnissen führen. Laut Schmitz sei die Studie jedoch erst der Anfang; neben der rumänischen Bisonherde habe das Forscherteam bereits die Effekte anderer Arten auf CO2-Speicherungen untersucht. "Viele der anderen Arten zeigen ein ähnliches Potenzial wie die Bisons. Oft verdoppelt sich die Kapazität eines Ökosystems, Kohlenstoff aufzunehmen und zu speichern, und manchmal sogar noch mehr. Das ist wirklich eine politische Option mit enormem Potenzial", so Schmitz.