Erdbeben in Italien: Was sind Phlegräische Felder? | Supervulkan in Europa
Nachdem 150 Erdbeben den Süden von Italien rund um Neapel erschüttert haben, wächst die Angst, dass die sogenannten Phlegräischen Felder oder der benachbarte Vesuv ausbrechen könnten. Ein schwere Erdbeben-Serie hat die Region um die italienische Stadt Neapel erschüttert. Es ist das heftigste Beben seit vier Jahrzehnten. Infolge der Bebenserie von 150 Einzel-Beben blieben in der betroffenen Stadt Pozzuoli Schulen und Fabriken geschlossen. Viele Einwohner suchten Zuflucht in eingerichteten Notunterkünften, nachdem sie eine angstvolle Nacht außerhalb ihrer Häuser verbringen mussten. Dreizehn Wohnhäuser und das Frauengefängnis von Pozzuoli mussten evakuiert werden. Die 140 Insassinnen wurden auf andere Gefängnisse verteilt. Es habe Schäden am Gebäude gegeben, berichtet die Gefängnisleitung. Der Nationale Katastrophenschutz hatte in Pozzuoli acht Zelte mit je zwölf Betten als Notunterkünfte aufgebaut, fünf im Hafen und drei an der Via Napoli. Dort übernachteten allerdings nur internationale Studenten. Die Bürger des Ortes übernachteten lieber in ihren Autos. Ein Mann erklärte der Zeitung "Corriere della Serra": "Das Auto ist jetzt besser, weil wir im Notfall gleich losfahren können." Mehr dazu lesen Sie hier. So unsicher ist die Vulkan-Situation in der Süditalien Schon seit mehreren Jahren steht Europas gefährlichste Vulkan-Region unter besonderer Beobachtung. Die Phlegräischen Felder, ein Gebiet mit hoher vulkanischer Aktivität in der Region Kampanien im Süden Italiens, werden seit Langem von Erdbeben heimgesucht. Meistens sind es kleine und kaum spürbare Erschütterungen, die die Erdkruste in dem Areal schwächen. Im November 2023 hatten Forscher neue Hinweise auf einen bevorstehenden größeren Ausbruch gefunden. Demnach wird die Erdkruste über den Phlegräischen Feldern im Süden Italiens immer schwächer – und damit anfälliger für einen Bruch unter dem Druck von Gas und Magma darunter. "Unsere Studie bestätigt, dass die Phlegräischen Felder bald aufreißen könnten", schreiben die Forscher um den Vulkanologen Christopher Kilburn im Magazin "Nature". Ein Ausbruch der Vulkan-Region am Golf von Neapel werde dadurch zwar wahrscheinlicher, aber sicher sei das nicht: "Wenn die Erdkruste aufbricht, bildet sich ein Riss, aber das Magma muss dann auch an dieser Stelle nach oben drücken, damit es tatsächlich zur Eruption kommt", so die Geologen. Die Folgen könnten allerdings verheerend sein – nicht nur für Italien und Europa. Hunderttausende leben auf dem Vulkan Beim letzten größeren Ausbruch des Vulkans Monte-Nuovo, der zu den Phlegräischen Feldern gehört, im Jahr 1538 bildete sich ein 133 Meter hoher Vulkankegel westlich von Neapel. Der heftigste Ausbruch der "brennenden Felder", wie die Phlegräischen Felder auch genannt werden, ereignete sich vor mehr als 39.000 Jahren. Dabei schleuderte der Vulkan so viel Schwefel und geschmolzenes Gestein in die obere Atmosphäre, dass die Erde in einen mehrere Jahre dauernden Winter gefallen sein muss, weil kaum noch Sonne auf die Oberfläche traf. Bei diesem Ausbruch entstand auch die gewaltige sogenannte Caldera, das kesselförmige obere Ende des Vulkans mit einem Durchmesser von 15 Kilometern; da dieser Krater unter der Erdoberfläche und zu einem Drittel unter Wasser liegt, ist er nicht als Spitze eines Vulkans zu erkennen. Etwa 360.000 Menschen leben heute unmittelbar auf dem Vulkan, in direkter Nachbarschaft sind es mehr als 1,5 Millionen. Nicht nur deshalb haben Forscher und Behörden ein wachsames Auge auf die Vorgänge in der Tiefe. Ein Ausbruch der Vulkan-Region wird wahrscheinlicher Seit 1950 ist der Vulkan immer wieder in aktive Phasen eingetreten, in denen aufsteigendes Gas und Magma den Erdboden angehoben haben – in der Stadt Pozzuoli um ganze vier Meter. Anschließend senkte sich der Boden wieder. Doch die jüngste aktive Phase dauert seit 2005 an und zuletzt hat die Bodenhebung sogar die Rekordmarke von 1984 überschritten . Doch selbst wenn der Vulkan ausbrechen sollte, wäre eine kleine Eruption wohl wahrscheinlicher als eine große, so die Forscher um Christopher Kilburn. "Die Phlegräischen Felder könnten auch wieder in ihre bekannte Routine von Hebungen und Senkungen zurückfinden oder wieder ganz zur Ruhe kommen", schreiben sie. "Wir wissen nicht genau, was passieren wird. Wichtig ist, dass wir uns auf alle Möglichkeiten vorbereiten." Akut wird in Italien nicht mit dem Ausbruch gerechnet: Der Bürgermeister von Neapel, Gaetano Manfredi, sagte, die Lage sei "unter Kontrolle". Ein Vulkanausbruch stehe nicht bevor. Die Erdbeben könnten aber noch Monate andauern. Währenddessen sei es wichtig, "zu versuchen, Normalität zu wahren". Kleine Erdbeben erschüttern die Region immer wieder. Die aktuelle Erdbebenserie sei noch nicht beendet, sagt das Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie. Weitere Erdstöße seien nicht auszuschließen.