VW Golf 8 Facelift (2024): Das ändert sich, das bringt es | Test
Nach fünf Jahren erneuert VW den Golf und will mit dem Facelift seine Kritiker besänftigen. Was sich ändert und was das Ganze gebracht hat: der Fahrbericht. "Jetzt ist der Golf so, wie er eigentlich von Anfang an hätte sein müssen", hört man bei der VW-Presseveranstaltung rund um den frisch gelifteten Golf hinter vorgehaltener Hand. Ein ziemlich eindeutiges Eingeständnis, dass bei der Einführung der achten Generation des Kompakt-Bestsellers 2019 eine Menge schiefgelaufen ist und geradegerückt werden muss. Mit einem Facelift – bei Volkswagen PA, Produktauswertung genannt –, soll nun alles besser werden. Kann der überarbeitete Golf das halten, was der Hersteller verspricht? Probleme und Beschwerden der Kunden Digitaler sollte der Klassiker bei seiner Einführung vor fünf Jahren werden – doch die Kunden beschwerten sich über ein lahmes, ruckelndes Infotainment, störrische Assistenzsysteme und Fehlermeldungen. VW besserte mit freiwilligen Rückrufen nach, der Ruf des Golf war jedoch erst einmal ramponiert. Schließlich galt er jahrelang als Auto, in das man sich nur hineinsetzen und losfahren musste, die Bedienung war intuitiv. Das Fehlen von echten Schaltern und Knöpfen und die Verwendung von sogenannten (unbeleuchteten) Touchslidern zur Steuerung von Lautstärke und Klimaanlage sowie Sensortasten am Lenkrad führten bei den Golf-Fahrern jedoch zu Frustration. Und auch die Auswahl der Materialien im Innenraum war nicht mehr so, wie es die Kunden gewohnt waren – und für ihr Geld (fast 30.000 Euro Startpreis) erwartet hatten. Nun also das Facelift. Das verändert sich Ein Golf ist ein Golf. Dieses Motto gilt auch bei den optischen Anpassungen. Die Frontscheinwerfer sind schmaler, das VW-Logo dazwischen ist (je nach Ausstattung) beleuchtet, die Schürzen bekommen je nach Modellvariante eine andere Form. Ähnliches am Heck: neue LED-Leuchtengrafik, leicht veränderte Stoßfänger. Damit sieht der Golf etwas frischer aus – aber die leichten Modifikationen werden sicherlich nicht dazu führen, dass sich auf der Straße ein Passant nach ihm umdreht und die Änderungen bestaunt. Innen jedoch hat VW den Golf auf den Kopf gestellt. Nicht nur optisch, sondern auch technisch. Das Cockpit wirkt wertiger, was vor allem am Einsatz von mehr geschäumten Kunststoffen und weicher unterfütterten Stoffbespannungen liegt. Kleine Details, die aber ein Gefühl von mehr Qualität ausstrahlen. In der Mitte thront jetzt, ähnlich einem Tablet und wie bei den Elektro-Modellen ID.3 oder ID.7, ein bis zu 12,9 Zoll (Serie: 10,4 Zoll) großer Touchscreen. Darunter sind die nun beleuchteten Touchslider positioniert. Und immerhin am Lenkrad gibt es jetzt wieder physische Tasten. Die Diagonale des Instrumenten-Displays ist von 10 auf 10,2 Zoll gewachsen. Wer ganz genau hinsieht, findet natürlich Punkte, an denen gespart wurde: beispielsweise die Haltegriffe im Dachhimmel, die recht leicht wirken, oder die Luftaustrittsdüsen im Fond, die im Gegensatz zu jenen im Armaturenträger sehr einfach gefertigt sind. Test: So funktioniert die neue Technik Wie gut funktioniert die neue Technik in der Praxis? Intuitiv. Das Infotainment basiert jetzt auf dem Modularen Infotainmentbaukasten (MIB) der vierten Generation, dessen Hardware deutlich schneller rechnet als der Vorgänger. Navikarten lassen sich schnell und ruckelfrei zoomen, die wichtigsten Funktionen wie die Klimaregelung sind immer in einer Leiste am unteren Rand zu sehen. Die Lieblingsfunktionen lassen sich oben in einer Shortcut-Leiste ablegen. So sieht das Ganze jetzt mehr nach iPad als nach altem Bankautomaten aus – und läuft entsprechend flüssig. Auch wenn die Touchslider jetzt beleuchtet sind: Die allerbeste Lösung sind sie dennoch nicht, da sie kein haptisches Feedback geben. Die angekündigte Einbindung des KI-Assistenten ChatGPT steht in den Startlöchern, ist bislang aber noch nicht aktiv. Fahreindruck: typisch Golf Unter der Haube ändert sich wenig: Der Basis-Dreizylinder fällt weg und auch der Power-Diesel GTD fliegt aus dem Programm. Mit dabei sind aber weiterhin Benziner mit 1,5 und zwei Litern Hubraum und von 115 bis 300 PS. Dazu kommen zwei Plug-in-Hybride mit 204 (eHybrid) und 272 PS (GTE) mit größerem Akku und bis zu 143 Kilometer rein elektrischer Reichweite. Gefahren sind wir den Golf Variant eTSI mit 150 PS und Mildhybrid, der an ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt ist. Und der gibt wenig Anlass zum Meckern: Gut gedämmt verrichtet der Vierzylinder seine Arbeit und sammelt, wenn nötig, schnell seine Kraftreserven. Beim Ausrollen schaltet der Motor in den Leerlauf, um Sprit zu sparen. Je nach Fahrer stehen unterschiedliche Modi zur Verfügung, von Eco über Comfort bis hin zu Sport. Entsprechend verschieden sind dann die Festigkeit der Lenkung, die Schaltpunkte, das Federungsverhalten der Stoßdämpfer und die Gasannahme. Auch vom Fahrwerk haben die Ingenieure die Finger gelassen. Gut so, denn in dieser Kategorie war die achte Generation des Golf trotz aller Kinderkrankheiten über alle Zweifel erhaben. Entsprechend entspannt lässt sich der Wolfsburger fahren und vermittelt dabei Sicherheit und Gelassenheit. Preise Ab 27.180 Euro kostet der geliftete Golf, der Kombi (Variant) ist ab 28.280 Euro erhältlich – eine Ersparnis von 2.095 Euro gegenüber dem bisher günstigsten Golf. Alle Details lesen Sie hier . Marktstart ist im Juni, bestellbar ist der geliftete Golf bereits. Fazit Mit dem Facelift hat der Golf spürbar gewonnen. Nicht unbedingt fahrerisch, denn das war nicht das Problem. Sondern vor allem technisch und in der Qualitätsanmutung. Gut, dass VW hier nachgebessert hat – so hätte der Golf tatsächlich von Anfang an sein müssen.