Trebbin bei Berlin: Opfer von rechter Gewalt gestorben
28 Jahre nach einem ausländerfeindlichen Angriff in Brandenburg ist das seit der Tat schwerbehinderte Opfer in einem Krankenhaus gestorben. Orazio Giamblanco, der 1996 von einem rechtsextremen Schläger in Trebbin bei Berlin schwer verletzt worden war, ist tot. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) äußerte am Mittwoch seine Trauer und sprach von einem "der traurigen Höhepunkte rechtsextremer Übergriffe nach der Wiedervereinigung". Giamblancos Leben sei nach der mörderischen Attacke für immer ruiniert gewesen. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" über den Tod des 83 Jahre alten Italieners berichtet. Giamblanco starb demnach am späten Montagabend in einem Krankenhaus in Bielefeld . Trebbin bei Berlin: Skinheads halten mit quietschenden Reifen Der Angriff, der das Leben des damals 55-Jährigen für immer veränderte, kam für das Opfer aus heiterem Himmel. Giamblanco, der zuvor in Bielefeld eine Pizzeria betrieben hatte, war mit weiteren Italienern für einen Aushilfsjob auf einer Großbaustelle nach Trebbin gekommen. Am Abend des 30. September 1996 hatte er gerade mit Angehörigen telefoniert, er und zwei Kollegen hatten dazu eine Telefonzelle in der 10.000-Einwohner-Stadt aufgesucht. Plötzlich hielt neben den drei Männern ein Auto, Berichten zufolge mit quietschenden Reifen. Gehirnblutung, Schädelbasisbruch, monatelanges Koma Skinheads sprangen heraus, riefen: "Seid ihr Italiener?" Und noch bevor die Bauarbeiter antworten konnten, schlugen die Angreifer los und begannen eine blutige Gewaltorgie. Einem der Italiener zertrümmerten sie das Nasenbein und brachen ihm drei Rippen. Giamblanco trafen sie noch viel härter: Der Wehrdienstleistende Jan W. schlug mit einer Baseballkeule mit voller Kraft gegen den Kopf seines Opfers. Giamblanco erlitt eine Gehirnblutung und einen Schädelbasisbruch, die Ärzte kämpften um sein Leben. Sie mussten seinen Kehlkopf spreizen, um ihn beatmen zu können. Als er nach monatelangem Koma erwachte, waren Arme und Beine, vor allem auf der linken Seite, nahezu taub. Orazio Giamblanco verzieh dem Täter Der so brutal Angegriffene erholte sich nie wieder, war auf einen Rollstuhl angewiesen und schaffte trotz aller Therapien nur einige Schritte an Gehhilfen. Der damals 22 Täter Jahre alte Täter wurde 1997 zu 15 Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt. An jenem Septemberabend hatte er sich mit anderen Skinheads verabredet, um mit mehreren Autos gezielt Jagd auf die italienischen Arbeiter der Großbaustelle zu machen. Später bereute er seine Tat und bezeichnete sich als "größten Idiot der Welt". Giamblanco und seine Familie verziehen dem Schläger. "Müssen Erinnerung lebendig halten" "Der Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", teilte Ministerpräsident Woidke am Mittwoch mit. "Wir können nicht ungeschehen machen, was Orazio Giamblanco in unserem Bundesland passiert ist. Aber wir müssen die Erinnerung an sein tragisches Schicksal als Mahnung lebendig halten. Es ist für uns Verpflichtung!" Laut "Tagesspiegel" haben Neonazis und andere Rechte seit der Wiedervereinigung weit mehr als 10.000 Menschen verletzt. Das gehe aus Statistiken der Polizei hervor. Mehr als 180 Menschen seien seit 1990 getötet worden.