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Kohlenmonoxid-Doping bei Tour de France? Radstar Pogačar äußert sich dazu

Tadej Pogačar hat die Tour nach Belieben dominiert. Zuletzt gab es aber immer mehr Fragen nach den Hintergründen seiner Fabelleistungen. Dabei ging es auch um eine ungewöhnliche Methode. Aus Nizza berichtet Alexander Kohne So dominant war hier zuletzt ein Mann mit Piratentuch: Als Tadej Pogačar sein Rad am vergangenen Sonntag bei der Tour de France das Plateau de Beille hinaufwuchtete, erinnerte vieles an Szenen vor einem Vierteljahrhundert. Und das führt zu Skepsis. Denn wie damals der legendäre Marco Pantani, der wegen seines Kopftuchs "Der Pirat" genannt wurde, schien Pogačar die letzten Kilometer zum bekannten Wintersport in den Pyrenäen geradezu hochzufliegen. Sein größter Konkurrent im Kampf um den Gesamtsieg, der Däne Jonas Vingegaard, schaute beim entscheidenden Antritt des Slowenen 5,4 Kilometer vor dem Ziel nur verdutzt hinterher. So wie Pogačar hat lange niemand mehr die Tour dominiert. Sechs der 21 Etappen gewann der 25-Jährige und brach dabei beinahe sämtliche Geschwindigkeitsrekorde. Unter anderem auch am Plateau de Beille, wo er im Finale etwa 40 Sekunden schneller war als Pantani im Jahr 1998, zur Hochzeit des Radsport-Dopings. Pogačar vor seinem dritten Tour-Sieg Natürlich hat sich der Profiradsport seitdem weiterentwickelt und ist generell schneller geworden. Aber dennoch muss sich Pogačar, der am Sonntag auf der Schlussetappe von Monaco nach Nizza seinen dritten Gesamtsieg bei der Tour perfekt machen konnte, viele Fragen zu seinen Fabelleistungen gefallen lassen. Denn: Seit dieser Woche rückt im Tour-Umfeld ein Thema in den Fokus, das auf den ersten Blick seltsam anmutet – Leistungssteigerung mit Kohlenmonoxid. Beinahe in jedem Sommer gibt es Nachrichten über Todesfälle, wonach Menschen beispielsweise nach dem Grillen im Schlaf an einer Kohlenmonoxidvergiftung sterben. In geringen Dosen soll das Einatmen der chemischen Verbindung aber leistungssteigernd sein, weil über das Blut mehr Sauerstoff transportiert werden kann – ähnlich wie bei einem Höhentrainingslager. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie aus dem Jahr 2020. Tour de France: Alle Etappen in der Übersicht "Ich bin verwundert, dass diese Diskussion erst jetzt aufkommt", sagte Professor Dr. Walter Schmidt von der Universität Bayreuth der ARD-Sportschau. Der Sportmediziner war maßgeblich an der erwähnten Studie beteiligt. Er habe vor 20 Jahren erstmals davon gehört, dass die Inhalation von Kohlenmonoxid im Spitzensport eine Rolle spielen könnte. "Für mich und jeden, der in diesem Bereich arbeitet, ist das Doping", ergänzte Schmidt, der drei Kriterien als Begründung anführt: "Es ist leistungssteigernd, es ist gefährlich und es widerspricht den Regeln des Sports. Diese Methode erfüllt alle drei Kriterien." Bei der Tour wird die Methode offiziell nicht angewandt. Allerdings räumten mehrere Topteams nach einer Recherche des Webmagazins "Escape Collective" ein, ein sogenanntes Kohlenmonoxid-Rückatmungsgerät zu besitzen, um die Effekte eines Höhentrainingslagers zu messen. Dieses nutzten die Fahrer zu Beginn und Ende der Camps. Verboten ist das nach dem Reglement der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) nicht. Tour-Eklat: Zuschauer bewirft Fahrer mit Chips Allerdings könnten die Geräte auch anders eingesetzt werden: Wenn über einen längeren Zeitraum geringe Dosen Kohlenmonoxid inhaliert werden, könnten die beschriebenen leistungssteigernden Effekte eintreten – wie bei einem Höhentrainingslager, ohne in der Höhe zu sein. Pogačars spricht von Verständnisfehler "Ich weiß nichts darüber. Ich dachte immer, das ist das, was aus dem Auspuff der Autos kommt. Vielleicht bin ich einfach ungebildet", sagte Tour-Dominator Pogačar noch am Dienstag dazu. Danach räumte sein Team UAE ein, ein Kohlenmonoxid-Rückatmungsgerät zu nutzen – allerdings nicht zur Leistungssteigerung, sondern ausschließlich um zu bestimmen, wie Fahrer auf Trainingslager reagieren. Auch Pogačar ruderte am Mittwoch zurück und führte seine Antwort auf einen Verständnisfehler zurück. Im Anschluss erklärte er recht genau, wie der Test funktioniere und dass er diesen einmal vor einem Höhencamp gemacht habe. Zu einer Wiederholung sei es aber nicht gekommen. "Die Frau, die das machen sollte, tauchte einfach nicht mehr auf", sagte Pogačar und ergänzte etwas flapsig: "Es ist also nicht so, dass wir jeden Tag am Auspuff eines Autos atmen. Es ist nur ein simpler Test." Ganz abtun möchte der Slowene die Diskussion aber nicht – obwohl die Inhalation von Kohlenmonoxid, wie erwähnt, im Spitzensport nicht verboten ist. "Ich denke, man sollte Grauzonen vermeiden", erklärte der nun dreimalige Tour-Gewinner. Am besten halte man sich an den Rat der Ärzte: "Und ich denke, man muss sich über solche Sachen auch immer selbst ein bisschen bilden."