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Cherson-Bewohner Ziel russischer Übungsattacken von Rekruten

Jeden Tag schwirren Drohnen über den Köpfen der Bewohner von Cherson. Offenbar macht Russland gezielt Jagd auf Menschen. Drohnen spielen im Ukraine-Krieg eine bedeutende Rolle. Sie werden zur Aufklärung eingesetzt, können aber auch Sprengladungen über gegnerischen Stellungen abwerfen. Doch auf russischer Seite werden sie offenbar auch losgeschickt, um Jagd auf Zivilisten zu machen. In der Region Cherson soll es nach einem Bericht des "Kyiv Independent" eine "Menschen-Safari" geben, bei der russische Drohnen gezielt Menschen und Gebäude angreifen. Olha Tschernischowa berichtete der Zeitung, dass sie an einem sonnigen Septembertag gerade ihr Auto verlassen hatte und zur Haustür ging, als es neben ihr eine Explosion gab. Ihr Fahrzeug war getroffen worden. Am selben Tag seien weitere Autos Ziel von Attacken aus der Luft gewesen, drei Menschen seien dabei verletzt worden. Die Polizei habe in ihrem Garten die Reste einer Granate gefunden. Nun sucht sie draußen Schutz unter Bäumen, damit sie aus der Luft nicht gesehen wird. "Wo werden wir uns verstecken, wenn die Blätter weg sind?", fragte sie. "Dann ist die Jagdsaison auf die Menschen eröffnet. Ich muss an weiteren Sicherheitsmaßnahmen gegen Drohnenangriffe arbeiten", sagte sie der Zeitung. Ukrainischer Außenminister: "Barbarischer Schlag gegen gewöhnliche Menschen" Die Region Cherson wird seit Monaten von russischen Streitkräften angegriffen. Die gleichnamige Stadt am Dnipro ist von strategischer Bedeutung. Neben Artillerie und Raketen sind auch Drohnen Waffen, die von russischer Seite eingesetzt werden. Immer wieder kommt es dabei zu zivilen Verletzten, auch Wohngebäude werden getroffen. In der südukrainischen Großstadt waren erst Anfang Oktober nach offiziellen Angaben mindestens sechs Menschen durch russischen Beschuss ums Leben gekommen. Sechs weitere Zivilisten wurden verletzt. "Ein weiterer barbarischer russischer Schlag gegen Cherson, gegen gewöhnliche Menschen an einer Bushaltestelle", kommentierte der ukrainische Außenminister Andrij Sibyha den Angriff auf der Plattform X, wo er auch die Bilder von Leichen veröffentlichte. Er forderte weitere militärische Unterstützung vom Westen, um Russland zu stoppen. "Drohnen fliegen jetzt in Gruppen und greifen alles an, was sich bewegt", sagt Serhii, ein Freiwilliger, der zum Taxifahrer wurde, der Zeitung. "Unser Wohltätigkeitszentrum musste schließen, weil Lastwagen keine humanitäre Hilfe mehr liefern können. Dadurch wurden nicht nur wichtige Lieferungen unterbrochen, sondern auch lokale Unternehmen, die auf den Transport angewiesen sind, lahmgelegt." Bis zu 330 Attacken pro Tag Nun versuchen sich die Bürger selbst vor Drohnen zu schützen. Es gibt Poster, die Ratschläge geben, wie man sich verhalten soll, wenn Drohnen kommen und wie man diese meldet. Broschüren werden online beworben und in der Nachbarschaft verteilt. Im Juli und August habe es durchschnittlich 100 Drohnenangriffe pro Tag gegeben, sagte Oleksandr Prokudin, Chef der Militärverwaltung von Cherson. Am 9. September seien es sogar 330 Attacken gewesen, 224 Sprengkörper seien abgeworfen worden, berichteten lokale Medien. "Angegriffen werden Menschen, die zu Fuß gehen, mit dem Auto oder dem Fahrrad fahren, zur Arbeit gehen oder vor Lebensmittelgeschäften stehen". Mittlerweile haben die Bewohner der Stadt ein Gefühl dafür entwickelt, wann mit einer Attacke zu rechnen ist. Zuerst erscheine eine Aufklärungsdrohne, meistens ein kleines Gerät, das kommerziell verfügbar ist. "Man kann sie kaum hören, sie sieht sich nur um und sendet Videos an den russischen Piloten auf der anderen Seite des Flusses", sagte eine Ärztin, die namentlich nicht genannt werden wollte. Sie bezog sich dabei auf das Ostufer des Dnipro im Süden, wo die russischen Streitkräfte noch immer Teile der Oblast Cherson kontrollieren. Bewohner als Ziele für Übungen benutzt Dann kämen die kleinen Angriffsdrohnen, gesteuert von russischen Soldaten in sicherer Entfernung. Diese können ihre Ziele über die Kamera ausmachen, die in die Drohne eingebaut ist. Manchmal seien es Granaten, manchmal mit Sprengstoff gefüllte Coladosen, die abgeworfen werden. Die Drohnenattacken sind nicht nur Terror. Offenbar dienen sie auch der Ausbildung. "Unser ukrainisches Militär hat russische Telefongespräche abgehört", sagte Oleksandr Prokudin. "Es scheint, dass die Absolventen der russischen Drohnenpilotenschulen üben und jedes bewegliche Ziel für ihr Training nutzen. Sie töten und verletzen jeden Tag Zivilisten". Nach dem Bericht des "Kyiv Independent" habe die ukrainische Regierung 200.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt, um Maßnahmen gegen die Drohnen zu ergreifen. Details wurden aber nicht genannt.