Aachen: Elektriker schraubt Koffer in Auto fest – kurioser Grund
Ein langer Rechtsstreit hat sein Ende gefunden – mit einer Schraube. Ein Aachener Elektriker berichtet von seinem Kampf gegen die Bürokratie und seiner Lösung dafür. Ein Aachener Elektriker hat auf eine kuriose Weise den jahrelangen Streit mit der Stadtverwaltung um Handwerkerparkausweise für Smart-Autos gelöst: Er hat einfach einen Werkzeugkoffer fest in seinem Auto verschraubt. Wie kam es dazu? Um das zu erzählen, muss man ein wenig ausholen. Mersim Mrvoljak ist Inhaber eines Aachener Elektrobetriebs mit zehn Mitarbeitern – und die fahren zu ihren Kunden nun einmal mit dem Auto. Dafür hatte der Aachener eigene Handwerkerparkausweise für seine Leute angeschafft: Mit diesen konnten die Elektriker etwa im eingeschränkten Halteverbot parken, oder den Firmenwagen auch gebührenfrei auf kostenpflichtigen Parkplätzen oder auf Bewohnerparkplätzen abstellen. Zwischenzeitlich setzte sein Betrieb für diese Fahrten fünf Smarts ein. Mrvoljak hatte die Kleinwagen während der Corona-Pandemie angeschafft – weil zu der Zeit ohnehin nicht mehrere Mitarbeiter in einem Wagen sitzen sollten. Spottpreis im Stadtpark: Dieses Haus gibt es ab 15.000 Euro Kommunalwahl 2025: So viel verdient Aachens Oberbürgermeisterin Streit beschäftigte zwei Gerichte Weiterer Pluspunkt: In der an Parkplätzen notorisch klammen Aachener Innenstadt, wo viele von Mrvoljaks Kunden zu finden sind, waren die Kleinwagen ohnehin leichter zu parken. Sein Team habe in den Kleinwagen problemlos alles verstauen können, dazu waren die Smarts deutlich sparsamer als die deutlich größeren Handwerkertransporter – Mrvoljak war zufrieden. Doch dann trat im Sommer 2022 die Stadtverwaltung auf den Plan. Der Aachener Elektriker erinnert sich im Gespräch mit t-online: "Die Stadt hatte uns gesagt, dass der Smart kein Handwerkerfahrzeug sei – dafür sei er schlichtweg zu klein." Eine Erklärung, die die Stadt heute so bestreitet, aber dazu später mehr. Mrvoljak zog daraufhin vor Gericht: erst vor das Verwaltungsgericht Aachen , dann an das Oberverwaltungsgericht Münster. Dort unterlag er jedoch in beiden Verfahren, wie ein Sprecher des Oberverwaltungsgerichts (OVG) t-online am Donnerstag bestätigte. Das Aachener Verwaltungsgericht hatte erklärt, dass die Stadt ihren Ermessensspielraum nutzen dürfe – und eben auch Ausweise verweigern dürfe. Das OVG prüfte den Entscheid, konnte keine Fehler feststellen – und wies Mrvoljak Berufungsantrag ab. Das Urteil ist damit rechtskräftig. Elektriker fühlte sich unfair behandelt Auch die ungleiche Behandlung verschiedener Branchen hatte Mrvoljak verärgert: Während Pflegedienste und auch der Energieversorger Stawag weiterhin Parkausweise für ihre Smarts erhielten, wurde seinem Betrieb die Genehmigung weiterhin verweigert. Rund ein Dutzend Kunden habe er durch die Regelung der Stadt verloren, so Mrvoljak zu t-online. Anderen habe er zumindest erklären müssen, dass er eines ihrer Objekte in der Innenstadt nicht mehr anfahren könne. Eine weitere Konsequenz der Aachener Parkausweis-Regelung, die eigentlich den CO2-Ausstoß der Stadt insgesamt senken sollte: Der Elektriker verkaufte von seinen zwischenzeitlich fünf Smarts vier Stück wieder – weil er sie ja in der Innenstadt nicht mehr nutzen konnte. Mrvoljak tauschte sie gegen größere Transporter, die nun am Stadtrand unterwegs sind – während ein Smart für die Innenstadt genutzt werden soll. Oberbürgermeisterin: Stadtverwaltung wurde missverstanden Schließlich machte die Stadt in diesem Sommer nach einer Welle der Kritik von Handwerkerverbänden und aus der Opposition eine Wende: Gegenüber dem WDR erklärte Oberbürgermeisterin Keupen, dass es bei dem strittigen Erlass gar nicht um die Größe des Smarts gegangen sei – sondern darum, dass das Werkzeug der Handwerker fest im Wagen installiert sein muss. Offenbar eine Vorsichtsmaßnahme, sodass auch wirklich nur Handwerker einen Handwerkerparkausweis bekommen, und keine Autofahrer, die nur einfach flexibel parken wollen. Keupen schlug den frustrierten Aachener Handwerkern vor, doch einfach "kreativ" zu werden – dann würden sie den ersehnten Ausweis schon bekommen. Und damit kommen wir zum festgeschraubten Werkzeugkoffer in Mrvoljaks Smart: Als er von dem Vorschlag der Oberbürgermeisterin erfuhr, schraubte der Elektriker kurzerhand seinen Koffer im kleinen Kofferraum seines Wagens fest – und bekam dann auch seinen Handwerkerparkausweis ausgehändigt. Ein "totaler Schwachsinn und Blödsinn" sei der ganze Vorgang gewesen, so Mrvoljak – aber immerhin könne er nun mit dem Smart wieder in der Innenstadt parken. Ein Problem blieb ihm aber: Sein angeschraubter Werkzeugkoffer ist jetzt praktisch nutzlos. Für den gebürtigen Bosnier, der vor vielen Jahren nach Deutschland kam, ist die Aachener Parkausweis-Posse im Übrigen auch ein Symptom für die deutsche Bürokratie: "Wir verbauen uns in diesem Land so viel durch alle möglichen Vorschriften – das macht wirklich keinen Spaß mehr."