Demo in Essen: Streit um Mindestpreise für Uber und Co.
Der Bundesverband "Wir fahren" demonstriert mit einer Auto-Demo in Essen gegen Mindestpreise für Fahrdienste wie Uber oder Bolt. 100 Fahrzeuge nehmen teil. In Essen wird derzeit viel über die Einführung von Mindestpreisen für Fahrdienste wie Uber oder Bolt diskutiert. Dazu hat der Bundesverband "Wir fahren – Initiative Mietwagen-Services" am Donnerstag (4. September) eine Auto-Demo organisiert, an der etwa 100 Fahrzeuge teilnahmen. Eingerahmt von mehreren Polizei-Motorrädern lief der Autozug vom Gruga-Platz störungsfrei. Max Zombek zeigte sich als Sprecher der "Wir fahren"-Initiative sehr zufrieden. Im Gespräch mit t-online sagte er: "Wir halten die Idee von den geplanten Mindestpreisen für sehr problematisch. Sie helfen weder dem Taxigewerbe noch den Fahrern, und schon gar nicht den Essener Bürgern – sie machen Mobilität in einer ohnehin schon teuren Stadt nur noch kostspieliger." Teurer als Rom: Wie Essen beim Taxipreis Spitzenreiter wurde Laut Zombek sei das Grundproblem, "dass Mobilität in Großstädten ein riesiges Thema ist, aber bislang keine überzeugende Lösung gefunden wurde". Mindestpreise bei Fahrdiensten lehnt er ab. "Sie schränken Alternativen ein, die für viele Menschen wichtig sind – nicht nur für die mit kleinem Geldbeutel, sondern auch für Normalverdiener, die sich Taxifahrten oft kaum leisten können", so Zombek. "Essen gehört mittlerweile zu den 20 teuersten Städten für Taxifahrten in Europa, hier ist es sogar teurer als in Rom oder Stockholm ." In den letzten fünf Jahren sind die Preise in Essen um über 50 Prozent gestiegen – demnach deutlich stärker als die allgemeine Inflationsrate und weit über dem Niveau der Lohnsteigerungen. Zombek ergänzt: "Natürlich fährt niemand mit geringem Einkommen täglich mit Uber. Aber solche Fahrdienste sind eine sinnvolle Ergänzung – nachts zum Beispiel, wenn der Bus nicht mehr fährt. Oder bei Regen, wenn man schwere Taschen hat und schnell nach Hause möchte. Oder einfach, wenn man flexibel von Termin zu Termin muss. Im Zweifel wird das eigene Auto wieder stärker genutzt – und wer sich hier auf den Hauptstraßen in der Essener City umsieht, merkt sofort: Die Straßen sind einfach voll mit Autos." Mobilität betrifft alle Natürlich steht auch das Taxigewerbe unter Druck. Denn Taxis dürfen nur zu festen Preisen fahren, wie Zombek sagt: "Viele Fahrer stehen stundenlang am Hauptbahnhof, ohne Fahrgäste. Dabei wäre es sinnvoll, auch ihnen mehr Flexibilität zu geben – Preise auch mal zu senken oder anzupassen. Fahrdienst-Apps vermitteln dagegen ein deutlich effizienteres Bild: In rund 60 Prozent der Zeit sitzt dort ein zahlender Fahrgast im Wagen." Zombek erklärt: "So entstehen auch niedrigere Preise, die sich für beide Seiten lohnen können. Aber es gibt auch Ausnahmen: Nach einem Großevent wie einem Taylor-Swift-Konzert in Gelsenkirchen im vergangenen Sommer steigen die Preise stark an – da ist dann die Bahn die bessere Wahl." An der Demonstration mit rund 100 Wagen nahmen Fahrer in ihrer Arbeitszeit teil – das ist ein starkes Signal, wie wichtig ihnen das Thema ist, so Zombek. "Politisch wünschen wir uns, dass diese Frage nicht parteipolitisch ausgespielt wird. Denn Mobilität betrifft alle – und auf kommunaler Ebene regiert ohnehin selten eine Partei allein. Notwendig ist ein parteiübergreifender Konsens zu diesem Thema." Ein Vorschlag, der aktuell diskutiert wird, ist die Liberalisierung der Taxitarife. Das würde mehr Spielraum schaffen und wäre ein Schritt in die richtige Richtung.
