Toff T10X und T10F (IAA 2025): So wollen die türkischen E-Autos überzeugen
Ein türkischer Hersteller will den europäischen Markt aufrollen – ohne Händler, aber mit eigener App. Jetzt hat Togg zwei Elektroautos vorgestellt. Marktstart mit zwei Modellen: Der türkische E-Autohersteller startet Ende September mit dem SUV T10X und der Limousine T10F in Deutschland. Letztere hatte Weltpremiere auf der IAA in München . Von Audi bis XPeng: Das sind die Auto-Neuheiten der IAA SUV und Limousine – beide rein elektrisch Das SUV T10X ist in der Türkei bereits etabliert. Dort war es 2024 das meistverkaufte E-Auto, über 30.000 Einheiten wurden im vergangenen Jahr ausgeliefert. 2025 sollen es erneut Zehntausende sein – allein bis August kamen rund 25.000 Fahrzeuge auf die Straße. Der T10X wird in drei Varianten mit Heckantrieb angeboten. Die Einstiegsversion mit 52,4-kWh-Akku erreicht bis zu 314 Kilometer Reichweite nach WLTP-Messstandard. Die Long-Range-Versionen mit 88,5 kWh kommen auf bis zu 523 Kilometer. Alle Modelle unterstützen DC-Schnellladen mit bis zu 180 kW – in rund 28 Minuten geht es von 20 auf 80 Prozent Ladezustand. Die Limousine T10F ist etwas sportlicher positioniert. Sie bietet mit dem großen Akku eine Reichweite von bis zu 623 Kilometern, bedingt auch durch den geringeren Luftwiderstand. Zusätzlich ist eine Allradvariante mit zwei E-Motoren erhältlich, die 435 PS (320 kW) leistet und den Sprint auf 100 km/h in 4,8 Sekunden erledigt. Als Besonderheit bringt der T10F bidirektionales Laden mit – Geräte lassen sich direkt am Fahrzeug betreiben, etwa beim Camping oder auf der Baustelle. Das Cockpit wird dominiert von einem Displayband mit bis zu drei Bildschirmen – inklusive Infotainment, Instrumentenanzeige und Touch-Bedienfeld für die Mitfahrer. Beide Modelle basieren auf derselben Elektroplattform und wurden vollständig in der Türkei entwickelt – vom Design bis zur Software. Die Markteinführung in Deutschland beginnt am 29. September. Verkauf nur per App – keine Händler Statt auf ein klassisches Händlernetz setzt Togg konsequent auf digitale Direktvermarktung. Die eigene App "Trumore" dient nicht nur als Verkaufsplattform, sondern auch als digitales Interface für das Fahrzeug selbst. Neben der Fahrzeugverwaltung umfasst sie Navigation, Entertainment, Ladeplanung, digitale Schlüssel, Wallet-Funktion und Zugang zu einem App-Store („Tru.Store“). Trumore ist offen für Drittanbieter, erlaubt Updates via mobilem Internet und ist nachträglich erweiterbar. Dienste wie KI-Radio, digitale Kunst und personalisierte Mobilitätsdienste sollen Nutzer langfristig binden. Das steckt hinter Togg Hinter Togg steht ein Industriekonsortium aus fünf großen Unternehmen der Türkei, darunter der Telekommunikationsanbieter Turkcell, der Elektronikkonzern Vestel sowie der Fahrzeughersteller BMC. Die Produktion erfolgt am Standort Gemlik bei Bursa, wo jährlich zunächst bis zu 100.000 Autos gebaut werden können. Zukünftig sollen es bis zu 175.000 Stück sein. Für die Batterien sorgt das Gemeinschaftsunternehmen Siro mit dem chinesischen Zelllieferanten Farasis. Für die eigene Ladeinfrastruktur hat Togg außerdem das Unternehmen Trugo gegründet – mit inzwischen über 1.000 Schnellladepunkten allein in der Türkei. Laut Unternehmen wird auch geprüft, ob das System auch in anderen europäischen Ländern zum Einsatz kommen kann. Herkunft wird zum Markenversprechen Neben der Technik betont Togg auch die kulturelle Herkunft. Das Design der Fahrzeuge, entwickelt mit Pininfarina und unter der Leitung des Designers Murat Günak (früher u. a. tätig für Mercedes und Volkswagen), integriert Anklänge an traditionelle Motive Anatoliens. Davon zeugen etwa die stilisierte Tulpe im Kühlergrill oder die Farbnamen. "Gemlik-Blau", "Pamukkale-Weiß", "Oltu-Schwarz" oder "Kappadokien-Beige" greifen geografische und historische Bezüge der Türkei auf. Der Markteintritt in Deutschland ist aus dieser Hinsicht nur konsequent: Hier gibt es eine große türkische Community und ein großes Interesse an Autos. Nächster Halt: Europa Der Deutschland-Start ist nur der Anfang. Schon jetzt bereitet Togg den Markteintritt in weiteren Ländern vor – genannt werden Frankreich , Italien , Schweden und die Niederlande . Bis 2032 will der Hersteller rund eine Million Fahrzeuge auf europäischen Straßen sehen. Ob das gelingt, wird sich zeigen. Mit zwei eigenentwickelten Modellen, digitalem Vertriebsansatz und einer starken Heimatbasis ist Togg jedenfalls mehr als nur ein Nischenexperiment.
