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Chipkrise: Nexperia-Lieferstopp droht Europas Autoindustrie lahmzulegen

Bis vor Kurzem kannte kaum jemand diesen Namen. Doch ohne Nexperia läuft in Europas Fabriken wenig: Das Unternehmen beliefert fast alle großen Autozulieferer mit Halbleitern und steht nun im Zentrum eines internationalen Konflikts. Noch läuft die Produktion bei Volkswagen , doch die Sorge vor einem Produktionsstopp wächst. Der Chiphersteller Nexperia mit Sitz in den Niederlanden darf seit Oktober keine bestimmten Bauteile mehr exportieren. Peking hat das Unternehmen mit einem Exportverbot belegt, nachdem die niederländische Regierung im September die Kontrolle über Nexperia übernommen hatte. In Wolfsburg heißt es zwar, Nexperia sei kein direkter Lieferant. Doch viele der Bauteile aus Nijmegen stecken in Komponenten von Zulieferern. Der Autobauer stehe vor dem Hintergrund der aktuellen Lage "in engem Kontakt mit allen relevanten Beteiligten, um frühzeitig mögliche Risiken zu identifizieren und über entsprechend notwendige Maßnahmen entscheiden zu können", erklärte ein VW-Sprecher. Wegen Chipkrise? VW plant wohl Produktionsstopp des Golfs Überraschender Erfolg : Dieses VW-Produkt verkauft sich besser als der Golf Auch die Automobilindustrie insgesamt ist alarmiert. Hildegard Müller, Präsidentin des Automobilverbands VDA, warnte in einer Mitteilung vor "erheblichen Produktionseinschränkungen" und sogar vor "Produktionsstopps", sollte die Lieferunterbrechung von Nexperia-Chips nicht kurzfristig behoben werden können. Der Verband sei mit den betroffenen Unternehmen, der Industrie, der Bundesregierung sowie der EU-Kommission in Kontakt. "Aktuell sollte der Fokus sein, schnelle und pragmatische Lösungen zu finden." Hersteller von Massenware Das Unternehmen, das in der Branche bislang eher im Hintergrund agierte, gilt als einer der wichtigsten Produzenten sogenannter Standardbauelemente: Halbleiter, die in nahezu allen elektronischen Steuergeräten zum Einsatz kommen. Das Unternehmen ging 2017 aus der "Standard Products"-Sparte von NXP Semiconductors hervor, einer Tochterfirma von Philips . Heute produziert Nexperia mehr als 100 Milliarden Halbleiterbauteile im Jahr, darunter Dioden, Transistoren und Logikchips – die unscheinbaren Grundbestandteile nahezu jeder Elektronik. Besonders in der Automobilindustrie, wo jedes Fahrzeug Hunderte kleiner Halbleiter enthält, ist die Abhängigkeit von Nexperia groß. Anders als bei Spezialchips von High-End-Herstellern wie TSMC oder Infineon geht es hier um Massenware – aber Massenware, die ohne Alternative kaum zu beschaffen ist. Rund 12.000 Mitarbeitende beschäftigt Nexperia weltweit, davon 1.600 im Werk Hamburg , das als einer der wichtigsten Fertigungsstandorte Europas gilt. Dass ausgerechnet dieses Unternehmen zum Zankapfel wurde, hat mit seiner Eigentümerstruktur zu tun. 2018 übernahm der chinesische Mischkonzern Wingtech Technology die Firma vollständig. Wingtech steht unter dem Einfluss staatlicher chinesischer Stellen und gilt als wichtiger Teil der chinesischen Elektronikstrategie. Seitdem gehört Nexperia zu den bedeutendsten europäischen Halbleiterherstellern in ausländischem Besitz – ein Umstand, der in den vergangenen Jahren wiederholt politische Spannungen hervorrief. Badge-Engineering: Diese Volkswagen sind streng genommen keine VWs Für Europas Industrie ist das heikel Für die niederländische Regierung war das ein Risiko: Das niederländische Wirtschaftsministerium hatte die temporäre Kontrolle über Nexperia übernommen – offiziell wegen "ernsthafter administrativer Mängel" im Unternehmen, de facto aber aus Sorge um europäische Sicherheitsinteressen. Das Ministerium erklärte, die Verstaatlichung diene dem Erhalt wichtiger technologischer Fähigkeiten in Europa. "Der Verlust könnte ein Risiko für die wirtschaftliche Sicherheit der Niederlande und Europas darstellen." Peking reagierte prompt – mit dem Exportstopp für Nexperia-Bauteile. Beobachter sehen darin ein politisches Signal: China zeigt, dass es bereit ist, wirtschaftliche Interessen mit Druck durchzusetzen, wenn westliche Staaten gegen chinesisches Eigentum vorgehen. Für Europas Industrie ist das heikel, denn die Lieferketten sind eng verflochten und die eigene Halbleiterproduktion deckt nur einen Bruchteil des Bedarfs. Obwohl Nexperia im globalen Maßstab nicht zu den größten Chipproduzenten zählt, zeigt der aktuelle Streit, wie systemrelevant auch scheinbar kleine Hersteller geworden sind. Ohne Dioden und Transistoren aus Nijmegen oder Hamburg kann kein Steuergerät ausgeliefert und kein Auto fertiggestellt werden.