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Nexperia: Niederlande warnen vor Entlassungen in Hamburg und München

Den Haag übernimmt die Kontrolle beim Chip-Hersteller Nexperia. Peking stoppt den Chip-Export, und Deutschlands Autobauer zittern. Nun gibt es neue Details, auch zu Nexperia-Niederlassungen in Deutschland. Der Fall liest sich wie ein Wirtschaftskrimi. Anfang Oktober dieses Jahres übernahm die niederländische Regierung die Kontrolle beim Halbleiter-Hersteller Nexperia. Die einstige Tochter des Elektro-Riesen Philips mit Sitz in Nijmegen gleich an der Grenze zu Deutschland war 2018 an den chinesischen Konzern Wingtech gegangen. Daher griff Chinas Regierung nach der Übernahme jetzt durch und verhängte einen Ausfuhrstopp für Chip-Bauteile. Plötzlich wurden in Europa die Halbleiter knapp. VW fürchtete um die Produktion in Wolfsburg und Chemnitz . Denn vom Fensterheber bis zum Warnblinker stecken bis zu dreihundert Nexperia-Chips in einem Auto. Der Ärger war groß. Der niederländische Regierungschef Dick Schoof musste sich in der Vorwoche auf dem EU-Gipfel erklären. Nun werden neue brisante Details zu dem Fall bekannt. Nach Recherchen der niederländischen Zeitung "NRC Handelsblad" verschob Wingtech wichtige Betriebsgeheimnisse aus Europa an seine Nexperia-Unternehmensteile in China . Laut der renommierten Zeitung traf der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans die Entscheidung zur Übernahme von Nexperia unter "großem Zeitdruck". Stress in den Beziehungen: Merz' Gesandter Wadephul sagt China-Reise ab Vincent Karremans: Dieser Mann lässt Deutschlands Autobauer zittern Nexperia steht seit Langem im Fokus europäischer Behörden. Wingtech unterhält enge Kontakte zum chinesischen Staat. So stoppte die britische Regierung vor zwei Jahren die Übernahme einer Chipfabrik durch Nexperia in Wales. Begründung: "Risiko für die nationale Sicherheit." In Deutschland strich der damalige Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) fast zeitgleich eine Förderung für das Nexperia-Werk in Hamburg . Es gab den Verdacht, dass die Bauteile aus Hamburg in China auch für militärische Zwecke genutzt werden können, hieß es aus Geheimdienstkreisen. Entlassungswelle in Hamburg und München In den vergangenen Wochen spitzte sich die Lage zu. Nach Erkenntnissen der niederländischen Regierung versuchte Wingtech, wichtige Betriebsgeheimnisse zu verschieben und die Produktion für sogenannte Wafer komplett nach China zu verlegen. Diese Chip-Bauteile werden auch in den Nexperia-Werken in Manchester und Hamburg hergestellt. In China sollte die Wafer-Produktion dann laut "NRC Handelsblad" von Nexperia-Werken in die Wingtech-Tochter WingSkySemi verlagert werden. Von Nexperia wäre nur eine leere Hülle geblieben. Nach Recherchen der niederländischen Zeitung wollte Nexperia rund 40 Prozent seiner Beschäftigten in Europa entlassen. Das Entwicklungszentrum des Chip-Konzerns in München mit dreihundert Angestellten sollte gar komplett schließen. So griff Karremans ein. Medien außerhalb der Niederlande brachten das Vorgehen der niederländischen Regierung auch in Zusammenhang mit neuen Sanktionsbemühungen des US-Senats. Schon zuvor hatte die niederländische Regierung auf Drängen der USA die Ausfuhr neuer Entwicklungen des niederländischen Chipmaschinen-Herstellers ASML gestoppt, die für den Bau von KI-fähigen Hochleistungs-Chips unerlässlich sind. Das niederländische Wirtschaftsministerium sprach im "NRC Handelsblad" nun von "purem Zufall", dass sich die staatliche Kontrolle von Nexperia parallel zum US-Vorgehen vollziehe. Die USA und China liefern sich seit Langem einen Tech-Wettstreit. Auch im Zollkonflikt zwischen beiden Ländern, über den am Donnerstag US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping beraten, spielen Tech-Güter eine zentrale Rolle. Der Fall Nexperia und die Auswirkungen auf die deutsche Auto-Industrie sollten auch beim China-Besuch von Außenminister Johann Wadephul (CDU) Thema werden. Doch der Gesandte der Bundesregierung sagte die Reise kurzfristig ab. EZB schickt die nächste Warnung Europas Abhängigkeit von China ist seit Langem eine Herausforderung. Von De-Coupling (Entkoppeln) und De-Risking (Entschärfen) sprechen Fachleute mit Blick auf die Entflechtung von Lieferabhängigkeiten von China. Doch warnte die Europäische Zentralbank (EZB) jetzt in einer Studie vor neuen Abhängigkeiten bei Seltenen Erden, einer Gruppe von Metallen, die von Windrädern bis zum E-Auto für moderne Industriegüter unerlässlich sind. "Der Euroraum ist weiterhin inflationsbedingten und wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt, da er von der Versorgung kritischer Industrien mit Seltenen Erden durch China abhängig ist", so die Studie. Die Niederlande gingen nun rabiat vor. Sie stützen ihr Vorgehen auf eine gesetzliche Regelung aus dem Jahr 1952 zur Verfügbarkeit wichtiger Güter. Das Gesetz wurde bei Nexperia zum ersten Mal angewandt. Chinas Botschaft in Den Haag sei vorab informiert worden, hieß es nun aus Den Haag. Nur die Partner in Europa waren überrascht.