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Donald Trump in Japan: US-Präsident sendet auch Signal an China

Donald Trump wird bei seinem Besuch in Japan hofiert – mit goldenen Golfbällen, Autos und einer Audienz beim Kaiser. Am Ende kann die japanische Führung aufatmen, denn Trump sendet auch ein Signal an China. Höflichkeit und Respekt sind feste Bestandteile der japanischen Kultur. Ein zentraler Aspekt davon ist das "Enkyoku hyōgen" (婉曲表現), auf Deutsch: die indirekte Ausdrucksweise. Viele Menschen in Japan vermeiden direkte oder potenziell verletzende Aussagen, um "Wa" (和), also Harmonie, Frieden und Eintracht, zu wahren. Kritik wird eher indirekt angesprochen. Japanerinnen und Japaner benutzen meistens vorsichtige Andeutungen, wodurch besonders westliche Touristen in Japan gelegentlich in Fettnäpfchen treten. Mit Donald Trump reiste nun ein US-Präsident nach Japan, der genau das Gegenteil dieser kulturellen Identität verkörpert. Der Republikaner ist direkt, er poltert, schimpft über Freunde und Gegner. Aus japanischer Perspektive ist der Umgang mit Trumps Unberechenbarkeit eine große Herausforderung. Denn Japan ist sicherheitspolitisch und wirtschaftlich auf eine Zusammenarbeit mit den USA angewiesen und kann es sich nicht leisten, auf Distanz zum Mann im Weißen Haus zu gehen. Trump ist für Japan kein enger Freund, es geht für Tokio vor allem um Schadensbegrenzung. So feiert es die japanische Regierung durchaus als Erfolg, dass sie US-Zölle auf Importe aus Japan von 25 Prozent auf 15 Prozent herunterhandeln konnte. Man sieht sich aktuell in einer Art Schicksalsgemeinschaft mit der Europäischen Union, mit Blick auf den Umgang mit Trump, China und Russlands Krieg in der Ukraine . Japan orientierte sich auch beim aktuellen Staatsbesuch an der Strategie einiger europäischer Staaten: Trump wurde empfangen wie ein König, ihm wurden darüber hinaus Wirtschaftsdeals angeboten. Dieser Plan der japanischen Führung ging auf, Tokio kann aufatmen. Der US-Präsident schwärmte von Japan, und beide Länder stärkten ihre Allianz mit Blick auf China. Chinareise abgesagt: Der Streit mit China spitzt sich weiter zu China rüstet sich: Xi Jinping fürchtet Putins Schicksal Empfang mit viel Prunk und Geschenken Die japanische Charmeoffensive begann mit der Landung Trumps in Tokio am Montag. In Sichtweite hatte die japanische Regierung 100 Ford F-150 Pick-up-Trucks geparkt, die man zuvor beim US-Hersteller gekauft hatte. Das ist nicht nur eines von Trumps Lieblingsautos, weil es zum US-Kulturgut gehört. Sondern die Geste ist vor allem auch deshalb bemerkenswert, weil die Autos schlichtweg zu breit für viele der schmalen japanischen Straßen sind. Die Geste hat aber auch einen ernsten Hintergrund: Schließlich beschwerte sich der US-Präsident in der Vergangenheit häufig, dass Japan keine amerikanischen Autos importiert. Aber im Umgang mit Trump geht es oft um Gesten. Der US-Präsident bekam darüber hinaus in der japanischen Hauptstadt extra für ihn angefertigte goldene Golfbälle geschenkt. Denn er mag Golf und hat eine Vorliebe für goldene Dinge. Ein weiteres außergewöhnliches Geschenk sollen die USA in den kommenden Wochen erhalten. Man werde der Hauptstadt Washington 250 Kirschbäume stiften, kündigte Tokio mit Blick auf den 250. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung der USA im nächsten Jahr an. Danach ging es am Montag zunächst zum japanischen Kaiser Naruhito. Somit wurde auch das japanische Kaiserhaus in den Versuch eingebunden, den US-Präsidenten zu umgarnen. Dies hatte sich im August auch für Großbritannien als erfolgreiche Strategie erwiesen, als König Charles III., Königin Camilla, Prinz William und Prinzessin Kate den US-Präsidenten zu einem Staatsbankett im Schloss Windsor einluden . Auch in Japan schien der Empfang dem Republikaner zu gefallen. Aber Trump bleibt im Umgang mit Königshäusern ganz er selbst. Nach einer Audienz beim Kaiser zeigte er mit dem Finger auf Majestät Naruhito und sagte: "Great man. Great man" (auf Deutsch: Toller Mann, toller Mann). Dieser Empfang bereitete den Boden für den politischen Teil des Trump-Besuches. Japanische Premierministerin umgarnt Trump Im Mittelpunkt stand nun Sanae Takaichi, Japans frisch gewählte Premierministerin. Eigentlich hat Trump oft engere Verbindungen zu männlichen Staats- und Regierungschefs. Besonders zu autoritären Herrschern wie dem Kremlchef Wladimir Putin , den Königshäusern auf der arabischen Halbinsel oder auch zu Chinas Präsident Xi Jinping werden ihm gute persönliche Beziehungen nachgesagt. Mit Regierungschefinnen hingegen lief es für den US-Präsidenten oft weniger gut. Während seiner ersten Amtszeit hatte er Konflikte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel , und er löste 2018 einen Eklat in Großbritannien aus, als er die damalige Premierministerin Theresa May bei ihrem Besuch im Weißen Haus ungefragt an die Hand nahm. Bei Takaichi verhält es sich anders, und das hat vor allem mit ihrer politischen Haltung zu tun. Ähnlich wie die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni scheint die japanische Premierministerin für den Republikaner eine Schwester im Geiste zu sein. Sie gilt als konservative Hardlinerin und Protektionistin, vertritt eine "Japan First"-Ideologie. Viele Jahre war die 64-Jährige im rechten Flügel der Liberaldemokratischen Partei (LDP) eine der lautesten Stimmen. Sie forderte im innerparteilichen Wahlkampf strengere Regeln für Ausländer und nahm dabei Touristen und Migranten ins Visier. Sie will laut eigenen Aussagen Japan wieder groß machen – wirtschaftlich wie militärisch. Das macht allerdings auch nicht vor einer Revision der japanischen Geschichte im Zweiten Weltkrieg Halt. So pilgert Takaichi regelmäßig zum Yasukuni-Schrein in Tokio, wo auch die von den USA 1948 hingerichteten Hauptkriegsverbrecher verehrt werden. Über Letzteres sieht Trump hinweg. Der US-Präsident schwärmte schon auf dem Flug nach Japan von der neuen Regierungschefin. Sie sei eine "gute Verbündete" ihres ermordeten Vorgängers Shinzō Abe , er habe nur "phänomenale Dinge" über sie gehört und freue sich auf das Treffen. Mit Abe verstand sich Trump ausgezeichnet. Der ehemalige japanische Premier war ein guter Golfspieler, und er sah sich mit Trump während dessen erster Amtszeit als US-Präsident gelegentlich Sumo-Kämpfe im Fernsehen an. In der Tat gilt Abe auch als ein politischer Ziehvater von Takaichi. Aber Trump und Japans Regierungschefin ticken vor allem politisch ähnlich. Beide vertreten eine neoliberale Wirtschaftspolitik, verstehen sich als konservative Protektionisten, die keine Scheu davor haben, Populismus als politisches Instrument zu nutzen. Takaichi ist demnach das zweite Ass, das die japanische Regierung – neben dem prunkvollen Empfang und den Geschenken – im Ärmel hatte. Der Plan ging auf. Eine Botschaft an China Für die japanische Premierministerin war der Trump-Besuch die erste große außenpolitische Bewährungsprobe, die sie bestand. Denn die Ergebnisse des Trump-Besuches sind aus japanischer Perspektive ein Erfolg. Japan und die USA wollen ihre Verteidigungs- und Wirtschaftskooperation angesichts des Machtstrebens Chinas deutlich ausbauen. Trump und Takaichi kündigten in Tokio ein "neues goldenes Zeitalter" der "stetig wachsenden japanisch-amerikanischen Allianz" an. Das klingt groß, und hier findet sich erneut "Gold" wieder. Auf Augenhöhe sind die beiden Staaten trotzdem nicht. Schließlich sind die USA militärische Schutzmacht von Japan und investierten nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch wenig in die sogenannten Selbstverteidigungsstreitkräfte des Inselstaats. Trotzdem konnten sich die USA und Japan auf Deals verständigen, von denen am Ende beide Länder profitieren könnten. So unterzeichneten Trump und Takaichi ein Abkommen zur Sicherung der Versorgung mit Seltenen Erden. Hintergrund ist das Quasi-Monopol des gemeinsamen Rivalen China – dies soll vor allem ein Signal an Peking sein. Im Handelsstreit mit den USA hat Peking Seltene Erden und daraus gefertigte Magnete mit Ausfuhrkontrollen belegt. Das Ziel des Abkommens mit Japan sei es, "die Widerstandsfähigkeit und Sicherheit der Lieferketten für kritische Mineralien und Seltene Erden zu gewährleisten". Im Gegenzug rüstet Japan auf, auch mit Rüstungsgütern aus den USA. Trump hob zum Auftakt ihres Treffens in Tokio anerkennend hervor, dass Japan unter Takaichis Führung die militärischen Kapazitäten ihres Landes "ganz erheblich" erhöhe. Die USA hätten von Japan bereits Bestellungen "für eine sehr große Menge neuer militärischer Ausrüstung erhalten", sagte der US-Präsident. Bei einem anschließenden gemeinsamen Besuch des Flugzeugträgers "George Washington" auf dem US-Marinestützpunkt Yokosuka nahe Tokio sagte Takaichi am Dienstagnachmittag (Ortszeit), Japan sei entschlossen, seine Verteidigungsfähigkeiten "fundamental" zu stärken. "Japan ist bereit, noch proaktiver zum Frieden und zur Stabilität in der Region beizutragen." Trump beschwor in seiner anschließenden Rede vor US-Soldaten an Bord mit martialischer Sprache die Stärke der US-Marine. "Niemand hat unsere Waffen, und schon sehr bald wird sie noch stärker und mächtiger sein als je zuvor." Kein Feind werde auch nur davon träumen, Amerikas Marine zu bedrohen, sagte er. Der Republikaner ergänzte, wenn doch, dann stehe der amerikanische Matrose bereit, die Feinde "zu zerschmettern, zu versenken, zu zerstören und auszulöschen". Drohungen, die in der Region vor allem an China gerichtet sind. Dies sei eine furchtbare Aussage, sagte Trump und schob nach, dass er sich damit wohl für den Friedensnobelpreis disqualifiziert habe. Ein Misstrauen bleibt Takaichi will ihn jedoch dafür vorschlagen, wie das Weiße Haus nach dem Treffen der beiden mitteilte. Das ist keine Überraschung, denn für Japan ist der Rückhalt der USA mit Blick auf die militärische Bedrohung durch China in der Region besonders wichtig. Trump verfolgt im Indopazifik aktuell die Strategie, die US-Partner seiner Solidarität zu versichern. Das ist für Tokio relevant, wenngleich ein gesundes Misstrauen gegenüber den USA bleibt. Das liegt nicht unbedingt an Trump und dessen chronischer Unberechenbarkeit. Das japanische Misstrauen ist historisch gewachsen, geht ursprünglich auf den "Nixon-Schock" von 1972 zurück. Damals war US-Präsident Richard Nixon zu seinem historischen Besuch nach China gereist, ohne Japan zu informieren – eine Demütigung für Tokio. Und auch danach ignorierten US-Präsidenten japanische Warnungen vor China. Denn zu verlockend war für sie der große chinesische Markt und die Volksrepublik als Werkstätte für westliche Produkte. Auch Takaichi wird Trump sicherlich vor Zugeständnissen gegenüber China gewarnt haben, denn der US-Präsident will am Donnerstag Xi Jinping in Südkorea treffen. Ob diese Warnungen Gehör fanden, ist unklar. Trump schätzte den ermordeten japanischen Premier Abe, aber auch dieser setzte nicht nur auf Unterwürfigkeit im Umgang mit dem Mann im Weißen Haus. Denn Abe reiste als letzter japanischer Regierungschef nach Peking, näherte sich China an. Vielleicht ist das ein Fingerzeig, in welche Richtung sich Takaichi entwickeln wird. Denn ob Prunk, Schmeicheleien und Milliarden am Ende ausreichen, um japanische Interessen in den Beziehungen zu den USA zu vertreten, das bleibt auch nach dem Besuch von Trump in Japan ungewiss.