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100 Tage Zollabkommen mit den USA: Die Börsen könnten kippen

Trump zieht die EU über den Tisch – so urteilte die Wirtschaft über das Zollabkommen zwischen dem größten Binnenmarkt der Welt und den USA. An den Börsen kam der Deal ebenfalls nicht gut an. Die Unzufriedenheit ist weltweit groß. Es sah so vielversprechend aus an Europas Börsen: Im Frühjahr 2025 zogen die EU und Deutschland die Blicke der Investoren auf sich. Vor allem die neue deutsche Regierung weckte Erwartungen. Doch die Ernüchterung folgte schnell. Auch und gerade wegen der Zölle der USA gegen die EU, die diese in einem Abkommen aus Sicht der Wirtschaft denkbar schlecht ausgehandelt hatte. Wie fällt die Bilanz nun, nach 100 Tagen, aus? Zunächst hatte es also so ausgesehen, als schlage die Stunde europäischer Aktien. Zumal sich die US-Börsen zusätzlich zum Hin und Her bei den Zöllen auch noch durch den schwachen Dollar und die hohe Staatsverschuldung ins Abseits manövriert hatten. Kapital kam nach Europa, Hoffnung auch Wie das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) bekannt gab, floss in diesem Jahr bis Juli zweieinhalbmal so viel Kapital nach Europa wie im Schnitt der vergangenen zehn Jahre: 334 Milliarden Euro. Vor allem auf Deutschland ruhten die Hoffnungen von Investoren. Die geplanten Investitionen der neuen Bundesregierung in Infrastruktur und Rüstung lösten in den Branchen eine Rally aus. Doch die ist zumindest in Deutschland erst einmal zum Erliegen gekommen. Denn die deutsche Wirtschaft schwächelt weiter und spürt von diesen Investitionen bislang noch nicht viel. Man muss aber fragen: Wo ständen Wirtschaft und Aktienmärkte ohne die geplanten Maßnahmen? Die Perspektiven wären dann sicher schwieriger. Allerdings müssen die geplanten Investitionen erst einmal greifen. Vergabeverfahren und Planung sind aber offenbar keine deutschen Stärken – das dauert. Doch die Zeit drängt. Und so dürfte die Lage erst einmal angespannt bleiben, die Exporte werden vermutlich weiter einbrechen. Experten sehen hier weitere 10 bis 15 Prozent Rückgang. KI-Boom treibt US-Börsen Inzwischen laufen die Börsen in den USA wieder. Natürlich ist da viel Fantasie rund um Künstliche Intelligenz mit im Spiel. Und keiner weiß heute, ob und wann sich das auszahlt. Ein Gedanke dazu: Deutschland beziehungsweise Europa hat keine KI-Unternehmen in der Form, innovative Technologien kommen mehrheitlich aus den USA. Das sieht man an den Börsen. Aber man sieht auch: Sogar die angeschlagene und mäßig gute Autoindustrie in den USA mit General Motors und Co. erholt sich. Zölle und Protektionismus zahlen sich für sie aus. Zumindest im Moment. Die Antwort der Börsen auf Zölle und Zollabkommen hierzulande war dagegen negativ. Seitdem geht es eher seitwärts am Frankfurter Parkett, insbesondere, seit das Zollabkommen mit der EU steht. Die Unsicherheit war zwar weg, eine Eskalation vermieden. Aber der Preis dafür ist hoch. Vor allem die Maschinen- und Anlagenbauer fühlen sich nach eigenem Bekunden über den Tisch gezogen . Zu 15 Prozent Basiszoll kommen 50 Prozent Abgaben auf Aluminium und Stahl. Allein der Nachweis, welche Rohstoffe in welcher Menge worin stecken, ist ein bürokratischer Akt. An den Börsen sind die Spuren sichtbar: Aktien des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer sind beispielsweise seit Jahresbeginn um 20 Prozent gefallen. Aktien des Maschinenbauers Dürr befinden sich ebenfalls im roten Bereich. Aktien von Krones , Hersteller von Getränke-Abfüllanlagen, stehen da, wo sie zu Jahresbeginn waren. Nach dem Absturz Anfang April durch die Zollankündigungen folgte eine Erholung. Doch seit dem Abkommen zwischen der EU und den USA bröckeln die Kurse wieder. Der zweite Sektor mit sichtbaren Zollspuren sind Autos. Für die Autohersteller waren ab dem Sommer zwar die 27,5-Prozent-Zölle vom Tisch – doch 15 Prozent sind immer noch sechsmal so viel wie vor dem Abkommen. Allerdings sind die Zölle für die Autobauer nur ein Punkt von vielen, der die Aktien leiden ließ: Zu nennen sind die schleppende Transformation hin zu Elektroautos, eine geringe Nachfrage und Autos chinesischer Hersteller, die nach Europa drängen, während die deutschen Hersteller Marktanteile verlieren. Die Zölle kamen also zur Unzeit. Wohl dem, der in den USA produziert und nicht betroffen ist oder nur zum Teil. BMW , Mercedes oder VW fertigen seit Jahren direkt in den USA. Porsche und Audi bis dato hingegen nicht. Die EU schlägt nicht zurück Immerhin setzt die EU – anders als 2017/18 – nicht auf Vergeltung. Was Mercedes oder BMW in den USA produzieren und nach Europa exportieren, ist zollfrei. Allerdings ist das ein kleiner Anteil an Fahrzeugen. Und so war nirgendwo sonst so sehr wie auf den Kurszetteln der Autohersteller abzulesen, was Anleger und Investoren dieser Branche vom Zoll-Deal halten: nämlich wenig. BMW hielt sich vergleichsweise gut. Gerade meldete der Hersteller, man habe im dritten Quartal besser als im Vorjahresquartal verdient. Es steht eine Gewinn-Verdreifachung in der Bilanz. Allerdings hatten auch die Münchener zuvor ihre Prognose gesenkt. Börsenkolumne: Gewinneinbruch – Wie Mercedes die Konkurrenz unterschätzt hat Börsenexperten warnen: Das könnte den Nasdaq zum Absturz bringen Autobranche wird optimistischer Insgesamt hellt sich die Stimmung in der Autobranche aber auf, ermittelte jetzt das Ifo-Institut. Weniger Unternehmen klagen über Auftragsmangel, die Exporterwartungen verbessern sich, die Nachfrage steigt. Also, die Lage ist schlechter als der Ausblick. Die Rüstungsindustrie als großer Profiteur der staatlichen Investitionspläne – mögen die Panzer, Drohnen und Fregatten nie gebraucht werden – steigt in nicht ausgelastete Werke der Autohersteller ein, übernimmt Mitarbeiter, produziert. Mit Blick darauf, was die US-Regierung mit ihr vorhat, zittert aber eine Branche in Europa noch: Pharma. Der Sektor exportiert ein Viertel seiner Waren in die USA. Derzeit läuft das Geschäft auf Hochtouren, denn aus Sorge, dass US-Präsident Trump auch hier die Zoll-Keule einsetzt, wird derzeit viel geordert. Klassische Vorzieheffekte, die später fehlen. 15 Prozent Zölle stehen bereits im Raum. Gut 100 Tage nach dem Abkommen ist die Unzufriedenheit in der Industrie groß. Von Industriestrompreis bis zur Entbürokratisierung muss noch viel passieren. Sonst kippt womöglich auch die Stimmung an der Börse komplett.