Hannover: Tempo 30 Modellversuch auf Hauptstraßen – Experte äußert sich
Hannover bremst vier Hauptstraßen auf Tempo 30. Ein Mobilitätsforscher hält den Versuch für sinnvoll – und erklärt, warum wir uns auf langsameres Fahren einstellen müssen. Die Stadt Hannover hat am Montag vier Hauptstraßen stellenweise auf Tempo 30 heruntergebremst. Kritiker sehen Risiken, Befürworter Chancen. Der Berliner Mobilitätsforscher Prof. Dr. Andreas Knie hält Hannovers Tempo-30-Versuch für eindeutig sinnvoll. "Tempo 30 wirkt – und zwar durchgängig positiv", sagte Knie der Hannover-Redaktion von t-online. Die bisherigen Erfahrungen aus anderen Städten zeigten ein klares Muster: weniger Lärm, mehr Sicherheit und ein insgesamt flüssigerer Verkehrsablauf in der gesamten Stadt. Belastbare Hinweise auf Nachteile gebe es nicht. Knie betonte zudem, dass Tempo 30 zunehmend auch auf Hauptstraßen eingeführt werde – in Deutschland ebenso wie international. "Wir werden uns daran gewöhnen, langsamer und insgesamt weniger Auto zu fahren. Das entspricht dem Trend moderner Stadtmobilität." In der Innenstadt: Zentrale Straßen auf Tempo 30 gebremst CDU warnt vor Ausweichverkehr Die Einschätzung des Forschers steht im Kontrast zu Teilen der politischen Diskussion in Hannover. Die CDU-Ratsfraktion hält den Versuch für falsch angelegt und warnt vor Ausweichverkehren in Wohngebiete, einem unzuverlässigeren ÖPNV und zusätzlicher Belastung für den Wirtschaftsverkehr. Die Kreisvorsitzende Martina Machulla betonte, Tempo 30 könne sinnvoll sein, "wo es nachweislich Vorteile bringt – aber nicht auf zentralen Achsen". Auch aus der Bevölkerung kommt spürbare Skepsis. In einer nicht repräsentativen t-online-Leserumfrage mit 2.997 Teilnehmenden bewerteten 55,5 Prozent den Versuch "sehr negativ", weitere 21,4 Prozent "eher negativ". Positiv äußerten sich zusammen nur 18,7 Prozent. Mehr dazu lesen Sie hier. Die Stadt und Region verweisen dagegen auf Erfahrungen aus dem Umland, wo Tempo 30 bereits seit Ende 2024 auf mehreren Abschnitten gilt. Die Ergebnisse seien dort überwiegend positiv ausgefallen. Hannover will die Auswirkungen des Modellversuchs im kommenden Jahr wissenschaftlich erfassen lassen – unter anderem zu Lärm, Verkehrsfluss, möglicher Verlagerung des Verkehrs und städtebaulichen Folgen. Die Daten sollen 2026 veröffentlicht werden und Grundlage für spätere Entscheidungen im gesamten Stadtgebiet sein.
