Dieselautos in Gefahr: Neue Abgastests bedrohen Millionen Fahrzeuge
Millionen Dieselautos in Deutschland drohen strengere Abgastests. Um welche Fahrzeuge geht es dabei? Und welche Konsequenzen drohen? Die Hauptuntersuchung in Deutschland könnte vor einer entscheidenden Verschärfung stehen. Viele ältere Autos sollen künftig strenger auf ihre tatsächlichen Schadstoffwerte geprüft werden. Das fordert der TÜV-Verband. Von der Änderung wären rund 16 Millionen Fahrzeuge betroffen – fast jedes dritte Auto auf deutschen Straßen. Denn deren Abgasnormen erlauben Kritikern zufolge einen zu hohen Schadstoffausstoß. Aber auch aus einer anderen Richtung drohen Probleme. Welche Fahrzeuge sind konkret betroffen? Im Blickpunkt stehen Dieselmodelle, die meist zwischen September 2009 und Anfang 2020 erstmals zugelassen wurden: Die Euro-5-Norm betrifft Fahrzeuge mit einer Erstzulassung zwischen September 2009 und August 2015. Die Normen Euro 6a bis 6c betreffen Fahrzeuge mit einer Erstzulassung zwischen September 2014 und Anfang 2020. Die nachfolgenden Normen Euro 6d-TEMP und Euro 6d, die meist ab 2020/2021 erfüllt werden, sehen strengere und realitätsnähere Prüfverfahren vor. Typische Beispiele sind der VW Golf und der Passat, der BMW 3er, der Audi A4, die Mercedes C- und E-Klasse, der Opel Astra und der Ford Mondeo – allesamt beliebte Modelle und immer noch zahlreich im Straßenverkehr vertreten. Entscheidend ist aber nicht allein das Modell, sondern dessen genaue Emissions-Schlüsselnummer (siehe unten). Warum droht die Stilllegung? Hintergrund sind nicht nur Forderungen des TÜV-Verbands, sondern auch laufende politische und juristische Verfahren. Im Mittelpunkt steht dabei das sogenannte Thermofenster: Bestimmte Dieselautos halten die erlaubten Grenzwerte nur bei bestimmten Temperaturen ein. Ein aktuelles Urteil des Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgerichts untersagte dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), diese Technik zu genehmigen. Die Deutsche Umwelthilfe und andere Verbände fordern daher Nachrüstungen auf Kosten der Hersteller oder im Problemfall die Stilllegung der betroffenen Fahrzeuge. Worum geht es im Thermofenster-Urteil? Die Software schaltet die Abgasreinigung bei niedrigen Temperaturen ab und setzt so zusätzliche Schadstoffe frei. Ausgangspunkt ist der Volkswagen Golf Plus TDI (Euro 5) als Musterfall. Der Europäische Gerichtshof entschied, dass solche Abschalteinrichtungen nur ausnahmsweise erlaubt sind, etwa zum Schutz von Motor oder Sicherheit. Die Deutsche Umwelthilfe schätzt: Rund 7,8 Millionen Dieselautos der Normen Euro 5 bis 6c nutzen ähnliche Software. Für sie könnten Nachrüstungen oder Fahrverbote folgen. Ist mein Auto auch bedroht? Entscheidend ist die Schadstoffklasse Ihres Autos. Sie steht in der Zulassungsbescheinigung Teil I. Bei Autos, die nach dem 1. Oktober 2005 zugelassen wurden, finden Sie die Emissionsklasse unter Punkt 14.1: Die letzten beiden Ziffern des Codes geben die Schadstoffklasse an. Vergleichen Sie diese Zahlen mit der Emissions-Schlüsselnummer, die Sie hier finden . Bei Autos mit Papieren von vor dem 1. Oktober 2005 finden Sie die zweistellige Zahl unter "Schlüsselnummer zu 1". Welche Folgen haben diese Regelungen für Halter? Ob tatsächlich Fahrverbote, Stilllegungen oder Nachrüstungen kommen, ist derzeit offen. Das Urteil aus Schleswig-Holstein ist noch nicht rechtskräftig. Volkswagen plant eine Beschwerde. Solange der Streit nicht beendet ist, gibt es nichts zu befürchten. Allerdings diskutiert die Politik parallel strengere Prüfungen, um die Luftqualität zu verbessern. Auf EU-Ebene werden Reformen der Abgasuntersuchungen vorbereitet, die auch ältere Benziner betreffen würden. Auch hier wird es nicht über Nacht zu Fahrverboten kommen. Dennoch: Für alte Stinker wird die Luft allmählich dünn.
