Blackout verhindern: Forscher testen digitale Rettung fürs Stromnetz
Forscher aus Niedersachsen zeigen, wie vernetzte Geräte und digitale Steuerung einen drohenden Blackout verhindern können – und warum selbst alte Geräte dafür fit gemacht werden können. Die Zahl der Wärmepumpen, Solaranlagen oder E-Autos steigt. Das ist gut für die Energiewende, bedeutet zugleich aber auch eine Belastung für das Stromnetz . So warnen Experten immer wieder vor einer möglichen Überlastung und somit einem flächendeckenden Blackout – etwa an warmen und sonnenintensiven oder an kalten und bewölkten Tagen. Doch wie kann das Netz stabil bleiben? Dieser Frage sind Wissenschaftler aus Niedersachsen nachgegangen und haben eine klare Antwort erhalten. Beteiligt an der Studie sind die Hochschule Emden/Leer, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oldenburg und die Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel . So lief der Versuch ab In dem Experiment haben die Wissenschaftler drei Energie-Labore miteinander vernetzt, um zu prüfen, wie etwa Solaranlagen, Blockheizkraftwerke (BHKW), Strom- und Wärmespeicher und Verbraucher wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge zusammenarbeiten können, ohne dass die Versorgungssicherheit gefährdet ist. Dabei simulierten die Forscher ein typisches Engpass-Szenario: Viele Verbraucher ziehen gleichzeitig Strom, was zu einem Absinken der Netzspannung führt. Sobald sie unter einen kritischen Wert fiel, griff ein digitaler Regler automatisch ein. Er reduzierte den Stromverbrauch der Wärmepumpe und der Ladestation, während der Batteriespeicher zusätzliche Energie einspeiste. Dabei melden sich die Geräte bei zu niedriger Netzspannung automatisch beim Netzregler. Das Ergebnis: Innerhalb weniger Sekunden war das Netz wieder stabil und die Versorgung somit gesichert. Das Besondere bei dem Versuch: Auch ältere Geräte konnten mit einer entsprechenden Steuerung in das System eingebunden werden – selbst wenn sie nicht über eine eingebaute Kommunikationsschnittstelle ( etwa ein Smart Meter Gateway ) in das Testsystem integriert waren. Möglich war das nämlich durch eine mobile Kleinsteuerung, mit der die alten Geräte nachgerüstet wurden. Das ist eine entscheidende Erkenntnis, denn sie zeigt, dass auch bestehende Anlagen problemlos in ein intelligentes Stromnetz integriert werden können. Grundlage für die Drosselung der Stromzufuhr ist § 14a des Energiewirtschaftsgesetzes: Er erlaubt Netzbetreibern, bei drohender Überlastung den Strombezug bestimmter Geräte zeitweise zu drosseln. Ausblick: Digitale Steuerung ganzer Stadtviertel Das Experiment ist jedoch noch nicht beendet. In Zukunft sollen noch weitere Faktoren, wie das bidirektionale Laden von Autos, einbezogen werden. Dadurch wollen Forscher ganze Stadtviertel simulieren, in denen Energieerzeugung und -verbrauch digital gesteuert werden. Die Erkenntnisse sollen dabei helfen, das Stromnetz weiterhin zu stabilisieren und auch bei steigender Nachfrage abzusichern, um zukünftige Lastspitzen noch besser abzufedern.
