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Hannover 1969: Wie ein brennender Güterwagen zu einem Inferno wurde

Im Wunstorf gerät ein Güterzug in Flammen – beinahe greifen die Flammen auf einen hochexplosiven Kesselwagen über. Das weckt Erinnerungen an eine Katastrophe nicht weit entfernt. Am 22. Juni 1969, um 8.05 Uhr, erschütterte eine gewaltige Explosion den Güterbahnhof Hannover-Linden. Ein mit Munition für die Bundeswehr beladener Waggon war in Brand geraten und explodierte – gerade in dem Moment, als Einsatzkräfte am Ort des Geschehens eintrafen. 16 Panzergranaten verwandelten den Güterbahnhof in ein Inferno. Bis heute gilt es als schwerstes Zugunglück in Hannover seit Kriegsende. Bei dem Unfall kamen acht Feuerwehrleute und vier Mitarbeiter der Deutschen Bundesbahn ums Leben, und vierzig weitere Personen im Umfeld der Bahnstrecke wurden verletzt. Auch in den Stadtteilen Linden und Ricklingen waren die Spuren der Detonation weithin sichtbar: Autos in der Nähe der Unglücksstelle wurden durch die Wucht zerstört, zahlreiche Fensterscheiben sprangen. Die verheerenden Folgen wurden auch auf die mangelnde Information zurückgeführt. Die Feuerwehr erhielt damals nur die Meldung "Güterwaggon in Flammen", als sie zum Brand auf dem Güterbahnhof Linden ausrückte. Niemand wies die Männer darauf hin, dass extrem gefährliches, explosives Material im Spiel war. Aus den Fehlern von damals wurden Lehren gezogen: Die Regeln für den Transport gefährlicher Stoffe auf Schienen wurden seither verschärft. Gefährliche Güter müssen nun deutlich ausgewiesen sein, um Einsatzkräfte im Brandfall sofort über das Risiko zu informieren. Dennoch darf Munition weiterhin per Zug befördert werden. Heldentat mit tragischem Ende Eine noch größere Katastrophe wurde durch die geistesgegenwärtige Reaktion eines Mannes verhindert. Schon vor Ankunft des Güterzugs hatten Streckenposten einen Funkenflug und Rauch an einem der Wagen gemeldet. Der 26-jährige Rangierarbeiter Dieter Liedtke soll noch einen Warnzettel mit dem Hinweis auf explosive Stoffe an dem qualmenden Waggon entdeckt haben. Geistesgegenwärtig koppelte er diesen vom Rest des Zuges ab und rief dem Lokführer zu, den Zug in Bewegung zu setzen. Mit einem Feuerlöscher rannte er danach zurück und versuchte, das Schlimmste zu verhindern – jedoch zu spät. Auch Liedtke kam bei der Explosion ums Leben. Explosionsspuren weithin sichtbar Wenige Tage später wurden die Särge der Toten bei einer Trauerfeier vor dem Rathaus in Hannover aufgebahrt. Bundesverkehrsminister Georg Leber, der niedersächsische Ministerpräsident Georg Diederichs und Staatssekretär Eduard Adorno kondolierten den Hinterbliebenen. Abordnungen vieler deutscher Feuerwehren erwiesen ihren toten Kameraden am Rand des Trauerzuges die letzte Ehre. Die Unfalluntersuchung kam beim Vorfall in Hannover-Linden nie zu einem eindeutigen Ergebnis. Am wahrscheinlichsten gilt bis heute eine nicht gelöste, heißgelaufene Bremse, die den Waggon in Brand gesetzt hat.