Lithium: Eine pfälzische Gemeinde gewinnt kritische Rohstoffe
Eine Milliarde Euro ist für den neuen Rohstofffonds des Bundes vorgesehen. Nun läuft ein erstes Projekt an. Lithium aus Deutschland? In Rheinland-Pfalz will man zeigen, wie das geht. Die Zukunft liegt hier tief unter Wiesen und Rübenfeldern. Von einem "Riesenschatz" spricht Dominik Geißler (CDU). Der Sohn des früheren Union-Generalsekretärs Heiner Geißler ist Oberbürgermeister der beschaulichen Universitätsstadt Landau im Süden von Rheinland-Pfalz. Der Schatz, von dem der OB redet, liegt im Südosten der Stadt, gleich hinter einem Gewerbegebiet. In rund dreitausend Metern Tiefe blubbert dort heißes Thermalwasser. Das soll künftig nicht nur ein Geothermiekraftwerk speisen und Wärme und Strom liefern. Das Tiefenwasser ist auch reich an Lithiumsalzen. Das Unternehmen Vulcan will den Rohstoff, der die Energiewende treibt, in Landau künftig aus dem heißen Wasser gewinnen. Vulcan-Mitgründer Horst Kreuter spricht im ZDF von einem "Zeichen, dass Rohstoffproduktion hier in Europa, in Deutschland, funktioniert". Tagesanbruch: Jetzt zählt es für den neuen Kampfjet FCAS Analyse: Chinas dominante Rolle auf dem Markt für Schlüsselelemente Lithium (chemisches Symbol: Li) ist ein wichtiger Baustein der Batterietechnik. Es steckt in den Akkus von Mobiltelefonen (0,6 Gramm reines Lithium) und in Batterien von E-Autos (rund 10 Kilogramm). Der Bedarf steigt. Weltweit. So wird allein die Nachfrage der Autoindustrie in Europa im Jahr 2030 auf bis zu 200.000 Tonnen Lithium geschätzt. Batterien für VW, Opel und Renault Der Preis pro Tonne Lithiumcarbonat: derzeit rund 13.000 US-Dollar . Das begehrte Metall wurde aber auch schon rund sechsmal teurer gehandelt. "Weißes Gold" wird Lithium daher auch genannt. Das deutsch-australische Start-up Vulcan will künftig Lithium für bis zu 500.000 Autos jährlich liefern. Interesse am Lithium aus Landau haben unter anderem VW , die Opel-Mutter Stellantis und Renault , das auch E-Autos für Ford in Köln baut. Die Pfalz wird zur Powerbank. Der Aufbruch kommt zur rechten Zeit. Denn die schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft reißen in diesen Tagen nicht ab: In der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart schwächeln Mercedes , Bosch und Porsche . Im nahegelegenen Heidenheim kündigte der Maschinenbauer Voith an, 2.500 Stellen zu streichen. Auf der anderen Rhein-Seite, im rheinland-pfälzischen Landau, bringt Vulcan mit seinem Geothermiekraftwerk neuen Schwung in die Wirtschaft. Das heiße Wasser aus der Tiefe liefert grünen Strom und saubere Energie für das Fernwärmenetz, das gewonnene Lithium soll künftig die Batterien von E-Autos antreiben. Von einem "echten Meilenstein für die Energiewende und wichtigem Beitrag aus Rheinland-Pfalz für die Produktion von Batteriezellen in Europa zum Ausbau der Elektromobilität", spricht Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) beim Baustart. Bund schießt Millionen zu Das Land fördert die Lithium-Anlage. Geld kommt auch aus dem neuen Rohstofffonds der Bundesregierung . Bis zu einer Milliarde Euro sollen Deutschland von Importen wichtiger Schlüsselelemente für die Industrie unabhängiger machen, rund ein Zehntel fließt in das Lithium-Projekt in Landau. Auch die Europäische Investitionsbank (EIB) ist an Bord. Denn noch kommt das Lithium für die E-Mobilität fast vollständig aus China . Um die strategische Autonomie voranzutreiben, schob die EU den Critical Raw Materials Act (CRMA) an: Von den wichtigen Schlüsselelementen wie Lithium sollen bis Ende des Jahrzehnts 10 Prozent in Europa gewonnen werden, 25 Prozent wieder recycelt und 40 Prozent hier veredelt werden. Die Pfalz gibt den Vorreiter. Rund 2,2 Milliarden Euro will Vulcan in die Lithium-Gewinnung in Deutschland investieren. Anfang Dezember war der offizielle Baustart in Landau, 2028 soll das erste Lithium für E-Batterien gewonnen werden. Schon jetzt betreibt Vulcan im Landauer Vorort Insheim eine kleinere Anlage zu Demonstrationszwecken. "Fünf bis sechs" weitere Geothermie-Lithium-Anlagen im Oberrhein-Graben in der Pfalz und dem benachbarten Baden sollen folgen, so Vulcan-Mitgründer Kreuter. Auch die Lausitz investiert Geologen nennen schon weitere Regionen, in denen das "weiße Gold" in Deutschland tief im Boden schlummert. Im norddeutschen Becken wie dem Geothermie-Standort Groß Schönebeck etwa vor den Toren Berlins. Im brandenburgischen Guben zieht der Konzern Rock Tech eine Fabrik hoch, um Lithiumsalze aus Kanada weiterzuverarbeiten. Auch Lithium aus alten E-Autos soll recycelt werden. Es bewegt sich was in Deutschland. Dennoch sind in Landau nicht alle glücklich mit dem grünen Aufbruch. Seit die Geothermie in Insheim läuft wurden etliche kleinere Erdstöße gezählt. Von einem "Restrisiko" ist bei den Betreibern mit Blick auf mögliche kleinere Beben die Rede. Landaus OB Dominik Geißler hofft zunächst auf "sechs- bis siebenstellige Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer" für seine Stadt. Zudem liefert das Geothermiekraftwerk grüne Wärme und Strom für die lokale Energiewende. "Es ist für die Stadt Landau, aber auch für die gesamte Region eine Riesenchance", so Geißler im Lokalsender SWR .
