Anschlag in Magdeburg: Trauer ein Jahr nach Todesfahrt auf Weihnachtsmarkt
Vor einem Jahr raste ein Mann mit einem Auto in den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Zum Jahrestag des Anschlags gedenken Tausende der Opfer. Ein Jahr nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg haben zahlreiche Betroffene, Stadtbewohner und Politiker der Opfer gedacht. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte am Samstagabend in einer Gedenkstunde in der neben dem Magdeburger Marktplatz gelegenen Johanniskirche, die "schreckliche Gewalttat" vom 20. Dezember 2024 überschatte auch Weihnachten in diesem Jahr. Die Bundesregierung stehe an der Seite der Betroffenen – "heute und in Zukunft". Bei dem Anschlag vor einem Jahr war ein Mann mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast. Ein neunjähriger Junge und fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren starben, mehr als 300 Menschen wurden verletzt. Tausende gedenken der Anschlagsopfer In der Magdeburger Johanniskirche gedachten Einwohner der Stadt, Betroffene und Angehörige von Opfern des Anschlags. Für die Opfer wurden symbolisch Kerzen entzündet. Auch vor der Kirche versammelten sich viele Menschen, um die Gedenkstunde zu verfolgen. Nach Angaben der Polizei waren tausende Menschen zum gemeinsamen, friedlichen Gedenken in der Stadt unterwegs. Die insgesamt zwölf Versammlungen anlässlich des Gedenktages seien störungsfrei verlaufen. Anschlag geplant? 21-Jähriger in Magdeburg in Gewahrsam Nach Anschlag mit mehreren Toten: Magdeburger Weihnachtsmarkt ist geöffnet Merz sagte, er hoffe, dass für alle Betroffenen "Trost und Kraft darin liegen, heute gemeinsam zu erinnern und gemeinsam zu trauern und füreinander da zu sein". Nötig sei "in dieser Welt immer wieder Zuspruch – Trost und Zuspruch". Gleichzeitig müssten auch "Wut und Zorn" sein dürfen. Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) sagte in ihrer Rede, der Anschlag habe die Stadt tief erschüttert. Sie sei "seitdem eine andere". Für viele Menschen sei "nichts mehr, wie es war". Borris betonte, dieser "Tag der Trauer sei auch ein Tag der Verbundenheit". Magdeburg sei eine Stadt, "die zusammenhält". Haseloff: "Wir kapitulieren nicht vor dem Terror" Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, der 20. Dezember habe "einen Schatten gelegt auf diese Stadt und auf unser ganzes Land". Er betonte aber auch: "Wir kapitulieren nicht vor dem Terror, wir leben unser Leben und unsere Traditionen." Es sei ein wichtiges Zeichen, dass der Weihnachtsmarkt in Magdeburg auch in diesem Jahr stattfinde. Mehrere Politikerinnen und Politiker äußerten sich im Onlinedienst X: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief dazu auf, "innezuhalten" und der Opfer der "brutalen, menschenverachtenden Tat" zu gedenken. "Wir denken voller Mitgefühl an ihre Angehörigen und an alle, die an diesem Tag an Körper und Seele verletzt wurden." Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) erklärte, die Brutalität und Sinnlosigkeit des Anschlags "verstören bis heute". Ihre Gedanken seien "bei den Angehörigen der Opfer und allen anderen, die durch die Tat verletzt wurden, die noch immer mit den Folgen der Tat kämpfen". Sie versprach: "Wir dürfen und wir werden die Opfer von Magdeburg nicht alleine lassen". Der mutmaßliche Täter Taleb A., ein aus Saudi-Arabien stammender Arzt, muss sich seit November in einem Prozess vor dem Landgericht Magdeburg verantworten. Er gestand, die Tat geplant zu haben. Sein Angriff habe nicht einzelnen Menschen gegolten. Für viele Prozessbeobachter waren seine Aussagen bedrückend. Der Magdeburger Weihnachtsmarkt ist seit Ende November auch dieses Jahr geöffnet; die Genehmigung wurde erst nach Nachbesserungen am Sicherheitskonzept erteilt.
