Opel Mokka GSE im t-online-Kurztest: Außen brav, innen bissig
Opels GSE-Modelle sind jetzt elektrisch. Mit viel Power und neuem Fahrwerk tritt der Mokka GSE an – kann er im Kurztest überzeugen? GSE – bei Opel stand das Kürzel einst für "Grand Sport Einspritzung" und bezeichnete ab den 1970ern sportliche Varianten wie den Commodore oder Monza. Seit 2020 lebt der Name wieder – jetzt steht GSE für "Grand Sport Electric". Bisher trugen ihn Plug-in-Hybride, nun gibt es erstmals eine rein elektrische Variante: den Opel Mokka GSE. Und der gibt sich optisch erstaunlich zurückhaltend. Keine Spoiler, keine Farbakzente, nicht mal ein auffälliger Sound – Opel lässt den Auftritt bewusst nüchtern. Doch wer ihn fährt, merkt sofort: Das hier ist kein normaler Mokka. Kompakte Hülle, sportlicher Kern Mit 4,15 Metern Länge bleibt der Mokka ein typisches City-SUV. Und auch als GSE-Version trägt er die Hülle des Serienmodells – mit dezenten Änderungen. Der GSE-Schriftzug an den Türen ist nur bei genauem Hinsehen zu erkennen, einzig die gelb lackierten Bremssättel und die 20-Zoll-Leichtmetallräder lassen durchblitzen, dass mehr in ihm steckt. Innenraum: Sportlich, aber nicht spektakulär Innen bleibt vieles beim Alten. Alcantara-Sportsitze mit integrierter Kopfstütze, Pedale in Alu-Optik – das sind die wichtigsten Änderungen. Die Seitenwangen der Sitze sind straff, die Passform eng. Hier kommt sportliches Feeling auf. Die Bedienung ist klassisch gehalten: Klimaregler, Fahrmodischalter, echte Knöpfe am Lenkrad – nichts mit Wischgesten oder unnötigen Touch-Spielereien. Das zentrale Display ist mit zehn Zoll etwas klein geraten, bietet aber speziell in diesem Modell GSE-spezifische Infos wie G-Kräfte oder 0–100-Zeiten. Fahrverhalten: Flink wie eine Flipperkugel Natürlich haben viele E-Autos einen kräftigen Antritt. Aber beim Mokka GSE kommt etwas dazu: Das Zusammenspiel aus Leistung, Gewicht, Lenkung und Fahrwerksabstimmung macht aus ihm ein kleines Fahrspaß-Paket mit kräftigem Antritt. Schon beim ersten Beschleunigen spürt man, dass hier mehr passiert als beim normalen Mokka. Die 207 kW (281 PS) schieben das kompakte SUV in 5,9 Sekunden auf 100 km/h. Im Sportmodus entfaltet der Antrieb seine höchste Leistung – die Lenkung reagiert direkt, das Auto fühlt sich handlich und präzise an. Die Rückmeldung passt, das Fahrwerk ist straff, ohne zu nerven. Der fährt sich flink wie eine Flipperkugel, könnte man sagen. Klein, wendig, immer bereit zur nächsten Kurve – und das Grinsen kommt mit dem nächsten Herausbeschleunigen aus der Kurve. Bei Nässe scharren die Vorderräder kurz, bevor das Sperrdifferenzial und die Assistenzsysteme sauber eingreifen. Langweilig ist er nicht. Dass der Mokka GSE so fahraktiv wirkt, liegt nicht nur am starken E-Motor. Opel hat gezielt an den Komponenten gearbeitet, die für Dynamik sorgen: Die Vorderachse wurde mit einem mechanischen Sperrdifferenzial ausgestattet, das die Traktion bei starker Beschleunigung verbessert. Das Fahrwerk bekam spezielle Hydro-Stoßdämpfer und eine neue Abstimmung mit mehr Wanksteifigkeit gegen zu starke Karosseriebewegungen und einer härteren Gummimischung an den Federbuchsen. Dadurch bleibt der GSE straff, aber kontrollierbar. Auch die Lenkung wurde überarbeitet: Sie spricht deutlich direkter an und vermittelt spürbar mehr Rückmeldung als beim Standardmodell. Dazu kommt eine Bremsanlage, die zur Leistung passt: Vorn verzögern 380 Millimeter große Bremsscheiben, die von gelben Vierkolben-Sätteln in die Zange genommen werden. Reichweite: Spaß kostet Reichweite Klar ist aber auch: Wer den GSE so sportlich fährt, wie er sich anfühlt, bringt den Akku schneller an seine Grenzen. Die 54-kWh-Batterie liefert laut WLTP bis zu 336 Kilometer – im Alltag sind es eher rund 260 oder weniger. Wer öfter den Sportmodus nutzt (und ausnutzt), landet bei knapp über 21 kWh Verbrauch auf 100 km. Geladen wird mit bis zu 100 kW – von 20 auf 80 Prozent dauert es etwa 27 Minuten. Nicht schlecht, aber im Vergleich zu modernen 800-Volt-Systemen spürbar langsamer. Hier zeigt sich: Der Mokka basiert nicht auf einer neuen E-Plattform. Das Set-up ist solide, aber nicht topmodern. Preis: Viel Serie, wenig Optionen Der Mokka GSE startet bei 47.300 Euro – knapp 10.000 Euro über dem Einstiegsmodell, das ist sicher nicht günstig. Dafür gibt es fast alles ab Werk: Sportsitze, Touchscreen, Assistenzsysteme. Nur zwei Extras sind aufpreispflichtig: eine schwarze Motorhaube (350 Euro) und ein Müdigkeitswarner (100 Euro). Fazit: Kompakt, elektrisch – und erstaunlich emotional Der Opel Mokka GSE zeigt, dass Elektromobilität nicht nur Reichweite und Ladeleistung bedeuten muss. Er sieht brav aus, fährt sich aber wie ein echter GSE: mit Druck, mit Griffigkeit – und mit dem gewissen Etwas, das Lust auf die nächste Kurve macht. Natürlich ist er kein Langstrecken-Spezialist, und auch die Ladezeiten könnten schneller sein. Doch wer auf Emotionen hinterm Steuer aus ist, bekommt hier genau das – in einem Auto, das mehr kann, als es zeigt. Oder anders gesagt: Dieser Mokka hat es in sich.
